Panorama

Nach Klage des Neffen Pablo Nerudas Tod wird neu untersucht

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Pablo Neruda, hier 1971 in Paris, wollte Chile nach dem Putsch verlassen.

Pablo Neruda, hier 1971 in Paris, wollte Chile nach dem Putsch verlassen.

(Foto: dpa)

Der chilenische Dichter Pablo Neruda stirbt 1973 kurz nach dem Militärputsch unter mysteriösen Umständen. Sein Neffe verweist nun auf Dokumente, die belegen sollen, dass der einflussreiche Schriftsteller vergiftet wurde. Ein chilenisches Gericht beginnt Untersuchungen.

Ein halbes Jahrhundert nach dem Tod des Literatur-Nobelpreisträgers Pablo Neruda werden die Ermittlungen dazu, was in den letzten Stunden seines Lebens geschah, neu aufgerollt. Ein Berufungsgericht in der chilenischen Hauptstadt Santiago ordnete eine Reihe von Untersuchungen an. Dazu gehören eine kalligrafische Analyse der Sterbeurkunde, eine Meta-Analyse von Testergebnissen ausländischer Stellen sowie die Vorladung eines Experten für den Giftstoff Clostridium botulinum. Das Gericht entsprach damit der Forderung eines Neffen Nerudas.

Rodolfo Reyes, der Neffe, hatte im Februar 2023 mitgeteilt, dass Gerichtsmediziner aus Kanada, Dänemark und Chile Beweise dafür gefunden hätten, dass Neruda im Jahr 1973 an einer Vergiftung gestorben sei. Forensische Tests in dänischen und kanadischen Labors hätten ergeben, dass in Nerudas sterblichen Überresten "eine große Menge Cloristridium botulinum" nachweisbar sei. Das starke Gift kann zu Lähmungen des Nervensystems und zum Tod führen.

In Nerudas Sterbeurkunde sind Komplikationen im Zusammenhang mit einer Prostatakrebserkrankung als offizielle Todesursache vermerkt. Gerüchte, der Dichter und Schriftsteller könnte ermordet worden sein, halten sich jedoch seit Jahrzehnten. Im Dezember hatte ein Gericht entschieden, dass die von Reyes genannten gerichtsmedizinischen Ergebnisse "zu spät" kämen. Das Berufungsgericht hat dieser Einschätzung nun widersprochen.

Nicht mehr ins Exil geschafft

Neruda, ein Mitglied der Kommunistischen Partei, war zwölf Tage nach dem Militärputsch von 1973 gestorben, der die Regierung von Präsident Salvador Allende gestürzt und General Augusto Pinochet an die Macht befördert hatte. Neruda war mit Allende befreundet. Er wurde wenige Stunden, bevor er Chile in Richtung Mexiko verlassen wollte, für tot erklärt. Im Exil wäre er eine einflussreiche Stimme gegen die Pinochet-Diktatur gewesen.

Bereits im Jahr 2015 hatte die chilenische Regierung erklärt, es sei "höchstwahrscheinlich, dass eine dritte Partei" für Nerudas Tod verantwortlich sei. Im Jahr 2017 meldeten die Behörden die Entdeckung von Fragmenten des Bakteriums Clostridium botulinum in Knochenresten und einem Backenzahn Nerudas.

Quelle: ntv.de, sba/AP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen