Hunderte Kräfte in Hannover Polizei übt im großen Stil für Terroranschlag
22.09.2024, 13:00 Uhr Artikel anhören
Die Polizei könne mit den Szenarien jederzeit tatsächlich konfrontiert werden, betonte Landespolizeipräsident Brockmann.
(Foto: IMAGO/Bernhard Herrmann)
Mehrere Bewaffnete schießen auf Besucher einer Veranstaltung in Hannover, zahlreiche Menschen sterben oder werden verletzt. Zwei Stunden später folgt ein Sprengstoffanschlag in einer anderen Stadt. Das Szenario ist zum Glück nur ein großangelegtes Training, aber "sehr realitätsnah".
Mit einer großangelegten Übung in der Innenstadt hat die Polizei in Hannover einen Terroranschlag simuliert. Nachgestellt wurde am Samstag ein Anschlag auf eine öffentliche Informationsveranstaltung, ein "äußerst komplexes und realitätsnahes Szenario", wie die Polizei mitteilte. Das geübte Szenario sah den Angaben zufolge vor, dass mehrere bewaffnete Täter das Feuer auf Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung eröffneten, es kam in dem Szenario zu einer großen Zahl an Toten und Verletzten.
Ziel der gemeinsamen Übung der Polizei in Hannover und Lüneburg, des Landeskriminalamts und der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen, der Feuerwehr sowie des Verkehrsunternehmens Üstra sei gewesen, die Herausforderungen eines solchen Einsatzes zu trainieren und die Abläufe zu optimieren, teilte die Behörde mit.
Dazu wurden die Einsatzkräfte in dem simulierten Fall in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Das betroffene Gebiet musste schnell und effizient abgesperrt werden, um sowohl die Sicherheit der Bevölkerung als auch der Polizei zu gewährleisten. Parallel dazu mussten die Einsatzkräfte "unter hohem Zeitdruck und unter der ständigen Bedrohungslage durch die bewaffneten Täter agieren". Einer der Angreifer wurde gestoppt, der zweite Schütze verschanzte sich in einem Schulgebäude und nahm mehrere Geiseln. Gleichzeitig liefen Ermittlungen zum Hintergrund der Tat an, auch potenzielle Zeugen wurden vernommen.
Notärzte aus ganz Deutschland
Neben Polizeieinheiten wie dem SEK und der Bereitschaftspolizei waren auch andere Behörden wie Feuerwehr und Rettungsdienste an der Einsatzübung beteiligt, außerdem die Verhandlungsgruppe der Polizeidirektion Hannover. Die Übung bildete auch den Abschluss eines Kurses für Notärztinnen und Notärzte mit Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet. Dabei ging es um die Vorbereitung auf die medizinische Leitung bei sogenannten Großschadensereignissen.
Besonderes Augenmerk lag auf der Abstimmung der verschiedenen Behörden. "Es gibt Dinge nachzuschärfen, aber wir sind für den Ernstfall gut aufgestellt", sagte ein Polizeisprecher noch während der Übung. Es sei immer wieder wichtig, die für solche Fälle vorhandenen Konzepte mit solchen Übungen auf die Probe zu stellen. "Weil sich Gefahren verändern, weil sich Täterstrukturen verändern und weil sich Tatmotivationen verändern. Wir gehen hier von extremistischen Tätern aus", erklärte der Sprecher.
Etwa zwei Stunden nach dem Anschlag bei der Veranstaltung kam es in dem fiktiven Szenario zu einem Sprengstoffanschlag auf einen Bus im Raum Celle. Nach intensiver Suche konnte der Täter schließlich festgenommen werden. Außerdem standen die Einsatzkräfte vor der Herausforderung, mögliche Komplizen oder Hintergründe der Tat aufzuklären.
Vielbefahrene Straße gesperrt
Am Mittag tat sich in dem Szenario ein weiterer kritischer Schauplatz auf: Ein Täter verschaffte sich Zugang zum Gelände eines Üstra-Betriebshofes und nahm einen Busfahrer als Geisel. Die Verhandlungsgruppe trat mit dem Geiselnehmer in Kontakt, Spezialeinheiten hielten sich bereit. Schließlich nahm ein Spezialeinsatzkommando ihn widerstandslos fest.
Die Übungsszenarien seien "sehr realitätsnah", betonte der niedersächsische Landespolizeipräsident Axel Brockmann. "Die Übung basierte auf Szenarien, mit denen die Polizei tatsächlich jederzeit konfrontiert werden kann." Daher arbeite die Polizei intensiv daran, extremistische Strukturen frühzeitig zu erkennen und "derartige Vorfälle nach Möglichkeit bereits im Vorfeld zu verhindern".
Mehrere Hundert Einsatzkräfte waren laut Polizei an der Übung beteiligt. Einige von ihnen simulierten die verletzten Opfer. Von morgens bis zum Nachmittag war eine vielbefahrene Straße gesperrt. Die Polizei warnte Anwohner und Passanten bereits vorher vor Verkehrsbehinderungen und Lärm.
Quelle: ntv.de, chl/dpa