Panorama

Kinder unerwünschtLokal bewirtet nur noch Gäste ab zwölf Jahren

20.04.2022, 11:19 Uhr
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Ketchup und Mayo klebten an den Polstermöbeln, Essen sei absichtlich in den Boden getreten worden und Kleinkinder liefen barfuß über die Tische. (Foto: IMAGO/Westend61)

Weil Kinder sich in ihrem Restaurant zunehmend schlecht benehmen und Stammgäste vergraulen, ziehen Restaurantbesitzer aus Mecklenburg-Vorpommern nun drastische Konsequenzen. Bei ihnen werden fortan nur noch Kinder ab zwölf Jahren bewirtet. Im Netz wird diese Entscheidung kontrovers diskutiert.

Ricarda Biebl hat genug. Seit fast vier Jahren ist sie Inhaberin des Restaurants "Schipperhus" im Ostseebad Dierhagen auf dem Darß und vor Ort bekannt für ihr leckeres Essen und das nette Ambiente. Doch nun sorgt sie mit einem Aushang für Wirbel. Denn Kinder unter zwölf Jahren haben bei Biebl jetzt Hausverbot. "Liebe Gäste, aufgrund vieler unschöner Erlebnisse in der Vergangenheit haben wir uns dazu entschlossen, keine Familien mit Kindern unter zwölf Jahren mehr zu bewirten."

Der Grund dafür: "Der Lärm. Die Diskussionen der Eltern mit meinem Servicepersonal, wenn dieses die Eltern darauf aufmerksam macht, dass die Kinder stören", sagt Biebl im Gespräch mit "RTL". Auch Stammgäste kehren ihr und dem "Schipperhus" zunehmend den Rücken, erzählt sie. Nun sind Kinder eben Kinder, die können laut sein, weinen, quengeln, das Essen verweigern. Doch die Geschichten, die Biebl erzählt, sind wohl ein Albtraum jedes Restaurant-Besitzers.

Die Wände seien bemalt worden, obwohl es Malhefte für die Kleinen gebe. Ketchup und Mayo klebten an den Polstermöbeln, Essen sei absichtlich in den Boden getreten worden, Kleinkinder liefen barfuß über die Tische. "Die Vorfälle treten einfach zu oft auf", sagt Biebl, "manchmal täglich." Zwei Jahre rangen sie und ihr Ehemann, mit dem Biebl das "Schipperhus" seit 2018 leitet, mit einem möglichen Kinderverbot. Immer wieder verwarfen sie die Idee. Zu Beginn der jetzigen Saison versuchte Biebl ein letztes Mal, das Restaurant auch für Kinder zu öffnen, doch nach nur zwei Wochen zog sie die Reißleine.

Die Wirtin stellt jedoch klar, dass für sie nicht die Kinder schuld sind. "Die Eltern sind mehr mit sich selbst beschäftigt als mit den Kindern", sagt sie zu "RTL". Doch das Servicepersonal vom "Schipperhus" sei nicht für die Beschäftigung der Kleinen zuständig.

Im Netz sorgt das Thema für Furore. Zwar haben bereits früher Restaurants versucht, Kinder auszusperren - wie 2018 etwa das Restaurant "Oma's Küche und Quartier" auf Rügen - doch auch dieses Mal hagelt es Kritik genauso wie Lob. Während die einen das "Schipperhus" auf Facebook als "kinderfeindlich" bezeichnen, sagen andere: richtige Entscheidung. "Sehr gute und mutige Entscheidung der Wirtsleute!", schreibt zum Beispiel ein Vater. Eine weitere Nutzerin, selbst Mutter eines Kindes, hat ebenfalls kein Problem mit der Altersbegrenzung. "Macht weiter so und lasst euch nicht unterkriegen!", kommentiert sie auf Facebook. "Wenn ich mal im Norden bin, kommen wir gerne. Auch ohne Kind!"

Quelle: ntv.de, hek

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