Auch im Shutdown gut aussehen Riskanter als gedacht: der Quarantäne-Bart

Barbershops sind im Shutdown. Nach drei Wochen stellt sich die Frage: Wohin mit den Haaren? Mancher Promi lässt sie im Gesicht einfach sprießen, nicht immer zu seinem Vorteil. Und die Atemmaske sitzt auch nicht mehr dicht.
Wer viel zu Hause sitzt - so wie die meisten Bürger Deutschlands gerade -, neigt zuweilen zur Nachlässigkeit beim äußeren Erscheinungsbild. Dass manche Männer nun auf das Rasieren verzichten, kann zu einem stattlichen Quarantäne-Bart führen. Doch der steht nicht jedem. Stilexperten mahnen: Der Bart muss trotz Friseur-Shutdown gepflegt aussehen.
Hollywoodstar Jim Carrey führt seit zwei Wochen ein Bart-Tagebuch im Internet. Auszug: "Tag 5 meines wilden und ungezähmten Gesichts. Bitte halten Sie Ihre Hände nicht an den Käfig." Der Eintrag ist noch aus dem März. Den April-Bildern kann man entnehmen, dass sich der Bartwuchs bei Carrey optisch nicht zu seinem Vorteil entwickelt. Die Haare sind zwar länger, aber nicht mehr geworden, was nun viel deutlicher wird. Eine gewisse "Löcherigkeit" besteht an Tag 13.
"Sich gehen lassen" geht im Club, nicht im Homeoffice
Der Modedesigner Harald Glööckler, der sich selbst als "Gesamtkunstwerk" versteht, zeigt sich mit grauen Strähnen am Kinn beim Gärtnern im Kräuterbeet. Sein Kollege Michael Michalsky sagt, Bärte seien ja schon seit einigen Jahren wieder in Mode. "Die Leute, die jetzt im Lockdown auf die Idee kommen, haben es vielleicht vorher nicht gecheckt." Ein Bart sollte seiner Meinung nach unbedingt gepflegt sein. "Wildes Gestrüpp im Gesicht eines Mannes sieht aus wie die Müllecke im Park, ungepflegt." Michalsky bevorzugt kurze Bärte ohne Konturschnitt und warnt davor, sich in der heimischen Isolation gehen zu lassen. "Höchstens nachts um 4 im Club. Aber keinesfalls im Homeoffice. Im Schlafanzug und Pantoffeln bei der Videokonferenz? Not funny."
Weniger streng ist der Stilexperte und Buchautor Bernhard Roetzel, wenn es darum geht, wie man zu Hause aussieht. "Für mich persönlich ist es albern, mich mit der Krawatte an den Schreibtisch zu setzen." Bart-Experimente findet er gut, das sei ein "typischer Männer-Zeitvertreib." Das Wachsen lassen mache manchmal mehr Spaß als das Ergebnis, aber Roetzel empfiehlt Geduld. "Man muss dem Bart die Chance geben, sich zu entwickeln." Das dauere vier Wochen. Dann könne man sehen, welcher Bart zum Typ passt. Roetzel selbst findet den Vollbart am vielseitigsten. Bei den Politikern ist ihm Kanadas Premier Justin Trudeau positiv aufgefallen - der ließ sich schon vor der Corona-Zeit einen grau melierten Spitzbart stehen.
Bartnachteil: Die Atemmaske schließt nicht dicht
Laut dem Stilexperten und Einkaufsberater Andreas Rose unterstreichen Bärte die Männlichkeit und sind Symbol "für eine bestimmte Lebenseinstellung". Doch so unterschiedlich Bartfrisuren derzeit ausfallen, "eines haben sie alle gemeinsam: Es bedarf einer regelmäßigen Bartpflege und -styling." Die Pflege eines Bartes dauere erheblich länger als eine Rasur. "Werden Bärte nicht regelmäßig in Form gebracht, gewaschen und gestylt, wirken sie schnell ungepflegt."
Auch hygienisch gibt es Bedenken: Nicht selten haben Bartträger laut Rose die Angewohnheit, sich ins Gesicht zu fassen - und davon wird wegen der Virusgefahr gerade besonders abgeraten. Bei Masken sollte man aufpassen, dass sie eng genug anliegen. Das Robert-Koch-Institut schreibt dazu: "Bartwuchs beeinflusst die Abdichtung der Maske."
Viele Frauen vermissen gerade den Friseurbesuch besonders, ähnlich dürfte das auch den Kunden der in den vergangenen Jahren boomenden Barbershops gehen. Die Profis für den Bart mussten auch schließen. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, Harald Esser, rechnet damit, dass die Bartpflege in den Salons noch warten muss, selbst wenn die Friseure wieder öffnen dürfen. "Das heißt ja nicht, wenn wir wieder arbeiten, dass die Pandemie vorbei ist", sagt der Kölner Salonbesitzer. Bei Augen- oder Bartpflege sind die Profis besonders nah am Kunden. Daher werden sich die Männer vermutlich noch etwas gedulden müssen. Das heißt: Abwarten und den Langhaarschneider nutzen.