Nach Wintereinbruch Schnee bleibt, Fernverkehr normalisiert sich
30.01.2021, 11:29 Uhr
Inzwischen rollen die meisten Züge wieder.
(Foto: picture alliance/dpa)
In Norddeutschland kommt aufgrund heftiger Schneefälle der Fernverkehr vielerorts zum Erliegen. Jetzt aber gibt unter anderem die Deutsche Bahn Entwarnung. Oberleitungsstörungen sind behoben und eingefrorene Weichen sind wieder gangbar gemacht.
Der Fernverkehr der Deutschen Bahn ist in der Nacht in weiten Teilen Norddeutschlands von einem Wintereinbruch lahmgelegt worden. In der milderen Südwesthälfte Deutschlands dagegen steigt die Hochwassergefahr. Der nationale Bahnverkehr wurde zusätzlich durch eine Weltkriegsbomben-Entschärfung in der Innenstadt von Göttingen beeinträchtigt. Betroffen war die wichtige Nord-Süd-ICE-Strecke.
Gut 8300 Anwohner müssen dort ihre Wohnungen verlassen. Wer als Betroffener während der Entschärfung nicht zu Freunden kann, soll in Hotels und Evakuierungszentren unterkommen, teilte die Stadt mit. Rund 500 Menschen hätten Bedarf an einer Unterkunft angemeldet, sagte ein Sprecher. Die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie werden für die Bürger während des Einsatzes aufgehoben. Vier Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet die Stadt in einer Baugrube in der Innenstadt. Die Entschärfungen sollen voraussichtlich bis Sonntag dauern.
Göttingen hat bereits eine schmerzliche Erfahrung mit einer Bombenentschärfung gemacht; das Unglück 2010 dürfte vielen noch in Erinnerung sein. Am Abend des 1. Juni endete eine Entschärfung in der Innenstadt mit drei Toten. Die Evakuierung rund um den Schützenplatz lief noch, als ein Knall die Innenstadt erschütterte. Der Blindgänger war explodiert, drei Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes des Landes Niedersachsen starben.
Nur noch vereinzelte Verspätungen
Mehrere Städte im Norden waren bis in die frühen Morgenstunden aufgrund des starken Schneefalls nicht mit dem Fernverkehr erreichbar, darunter Bremen, Kiel, Lübeck und Westerland, teilte die Deutsche Bahn mit. Auf Strecken wie Hannover-Bremen, Hamburg-Bremen sowie Hamburg-Hannover war der Fernverkehr vorübergehend eingestellt. Am Morgen lief alles wieder an. So war etwa die witterungsbedingte Oberleitungsstörung zwischen Emden und Norddeich Mole behoben. Zwar blieb der Schnee erhalten, doch fuhren die Bahnen störungsfreier, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn mitteilte. Nur vereinzelt komme es noch zu Verspätungen.
Auf den Straßen kam es zu Glätte-Unfällen, etwa in den Bereichen Lauenburg und Stormarn in Schleswig-Holstein oder in Mecklenburg-Vorpommern auf der A19 zwischen Waren und Röbel, wo ein Kleintransporter ins Schleudern geriet und von der Fahrbahn abkam. Auch in Sachsen warnte die Polizei Autofahrer vor glatten Straßen.
Im gesamten Landkreis Peine in Niedersachsen sorgte der plötzliche Wintereinbruch für teils chaotische Verhältnisse auf den Straßen, wie die Polizei mitteilte. Starker Schneefall sorgte in Bremen für schwierige Straßenverhältnisse und lange Staus. Die Polizei rückte bis in die Nacht zu über 130 Verkehrsunfällen aus. Verletzt wurde niemand. Auf vielen Straßen blieb der Schnee liegen - zur Freude vieler Kinder, die in Bremen und Umgebung erstmals in diesem Winter ihre Schlitten einsetzen konnten.
Ski-Langlauf im Berliner Tiergarten
Auch in Berlin war es nach kräftigem Schneefall weiß. Im Tiergarten war am Morgen eine Ski-Langläuferin unterwegs, auch das Brandenburger Tor und die Siegessäule sahen im Schnee nach Winterzauber aus. Im Raum Berlin liefen die Menschen teilweise auf zehn Zentimetern Schnee, in Potsdam können es sogar elf Zentimeter sein, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes sagte.
Der private Bahnbetreiber Metronom stellte wegen schwieriger winterlicher Witterungsbedingungen am Freitagabend seinen Zugverkehr in Niedersachsen komplett ein. "Eisregen und Schnee haben große Teile der Eisenbahnstrecken in Niedersachsen lahmgelegt. Dies betrifft auch metronom, enno und erixx", teilte das Unternehmen in Uelzen mit. Für den Samstagmorgen wurden weiterhin starke Beeinträchtigungen erwartet.
Im Südwesten ließen Tauwetter und Regen das Rhein-Hochwasser am Samstag weiter steigen. Der Pegel in Speyer erreichte am Vormittag einen Stand von 6,06 Metern - für Sonntag erwartet das Hochwassermeldezentrum in Mainz einen Höchststand von 7,75 Metern. In Koblenz wurden am Samstag 4,99 Meter registriert. Am Pegel Mainz werde die Meldehöhe von 5,50 Metern voraussichtlich am Sonntagmorgen überschritten, teilte das Meldezentrum mit. Dort wird der höchste Wasserstand in der Nacht zum Dienstag mit bis zu 6,40 Metern erwartet; am Samstag waren es 4,48 Meter.
Quelle: ntv.de, nan/dpa