Böhmischer Wind im Erzgebirge Schönwetterhoch bringt viel Sonne - aber nicht überall
17.10.2024, 11:50 Uhr Artikel anhören
Zumindest im Westen könnten sich in den kommenden Tagen einige Schauer ereignen.
(Foto: dpa)
Das Wetter in Deutschland ist zweigeteilt. Im Osten sorgt Hoch "Werner" für viel Sonne und milde Temperaturen. In der Westhälfte bekommen die Menschen immer wieder die Ausläufer von Tiefdruckgebieten zu spüren. Und was dann noch der Böhmische Wind bewirkt, erklärt ntv-Meteorologe Pscherer.
ntv.de: Zurzeit zeigt sich der Herbst von seiner ruhigeren, oft sonnigen und milden Seite. Bleibt es denn so schön?
Martin Pscherer: Leider nicht für alle. Zumindest in der Westhälfte machen sich heute schon einige Wolken breit und stellenweise fällt hier auch etwas Regen. Viel ist es aber immerhin nicht. Der Osten und Südosten profitieren dagegen weiterhin von der Nähe zu unserem Schönwetterhoch "Werner". Und das sorgt hier erneut für viel Sonne. Bei den Temperaturen sind die Unterschiede nicht so groß, es wird verbreitet mild bis sehr mild, mit Föhn sind im Süden sogar bis 24 Grad drin. Auch im zuletzt doch eher kühlen Norden klettern die Temperaturen auf angenehmere 17 Grad. Lediglich im Erzgebirge lässt der sogenannte Böhmische Wind kaum mehr als 15 Grad zu.
Was versteht man denn unter Böhmischem Wind?
Der Böhmische Wind ist ein kalter Fallwind, der am Rande des Böhmischen Beckens auftreten kann, bei uns also im Osten Bayerns sowie in Sachsen. Vereinfacht erklärt, füllt sich das Böhmische Becken mit kalter Luft, wenn über dem Osten Europas ein Hoch liegt, wie das derzeit der Fall ist. Und diese Luft wird bei östlichem Wind nach Bayern geweht, bei südlichem nach Sachsen. Da die Luft kälter und damit schwerer ist als die Umgebungsluft, nimmt der Wind nach Überströmen der Kammlagen an Geschwindigkeit deutlich zu und kann Sturm-, teilweise sogar Orkanstärke erreichen.
Und wie geht es danach weiter, auch mit Blick auf das Wochenende?
Im Prinzip bleibt es bei der Zweiteilung beim Wetter, das heißt im Osten erwartet uns weiterhin freundliches und trockenes Herbstwetter. Die Westhälfte streifen dagegen immer wieder die Ausläufer von Tiefdruckgebieten. So erwarten uns besonders vom Oberrhein bis zur Nordsee tendenziell eher wechselhafte Tage. Vorausgesetzt man behält den Himmel im Blick, steht einem Wochenendausflug aber auch hier nichts im Wege, denn meist bilden sich nur kurze Schauer und zwischendurch lockern die Wolken auch mal länger auf. Einen Kaltlufteinbruch haben wir ebenfalls nicht zu befürchten. Im Gegenteil: Zwischen den Tiefs über Westeuropa und dem Hoch über Osteuropa gelangt weiterhin milde bis sehr milde Luft zu uns. Im Übrigen nicht nur zu uns, sondern auch noch weiter in den Norden.
Das heißt?
Sie schafft es sogar bis nach Skandinavien. In den südlichen Regionen bekommen Urlauber zurzeit für die Jahreszeit angenehme 10 bis 15 Grad, im Norden immerhin noch 5 bis 10 Grad. Das sind Abweichungen von um die 10 Grad im Vergleich zum langjährigen Mittel. Dazu überwiegt allerdings eher wechselhaftes Wetter mit zumindest kurzen Schauern.
Und wie sieht es in den anderen typischen Urlaubsregionen am Mittelmeer aus?
Das kommt darauf an. In Griechenland und in der Türkei gibt es noch viel Sonne und angenehme Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad. Bei Meerestemperaturen von um die 25 Grad sind die Badebedingungen also noch gut. In Portugal und Spanien lassen die kräftigen Regengüsse der vergangenen Tage zwar nach und die Temperaturen fallen ebenfalls oft spätsommerlich warm aus. Dennoch bleibt es hier noch schaueranfällig. Deutlich ungemütlicher kann es aktuell in Südfrankreich, Italien und rund um den Balkan werden. Verbreitet sind hier kräftige Schauer und Regengüsse unterwegs. Bis Sonntagabend können je nach Modell um die 100 Liter pro Quadratmeter, lokal auch mehr als 200 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen, mit Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen.
Zurück nach Deutschland: Die Hälfte des meteorologischen Herbstes, also des Zeitraums zwischen dem 1. September und 30. November, ist nun vorbei. Wie fällt bisher die Bilanz aus?
Dem Trend der vergangenen Jahre folgend, fällt auch der Herbst bis jetzt zu warm aus, und zwar mit 1,3 Grad im Vergleich zur international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990. Ebenfalls überdurchschnittlich sind zudem die Regenmengen, was auch nicht verwundert, denken wir an die Hochwasserlagen in den vergangenen Wochen zurück. Dementsprechend sind die regionalen Unterschiede sehr groß. In dem Zusammenhang ist vielleicht auch interessant, dass wir das Niederschlagssoll für das ganze Jahr bereits erreicht haben. Das heißt alles, was an Regen bis zum Jahresende noch fällt, ist "on top", und das Jahr wird nach 2023 erneut ein zu nasses Jahr. Was die Sonnenscheindauer betrifft, sind wir in diesem Herbst ebenfalls sehr verwöhnt worden. Und es kommen ja auch noch einige Sonnenstunden hinzu.
Wagen wir zum Schluss noch einen Blick in Richtung Winter. Was sagen da die Modelle?
Aktuell rechnen die Modelle insgesamt eher mit durchschnittlich nassen und zu warmen Wintermonaten. Mehr als ein kleiner Fingerzeig ist das aber nicht. Der betrachtete Zeitraum ist noch weit weg und die Unsicherheiten dementsprechend groß. Winterfans können also weiter hoffen, zumal zumindest kurze Kaltlufteinbrüche mit Optionen auf Schnee auch jetzt schon in den Modellen zu erkennen sind.
Quelle: ntv.de