Panorama

Auf dem Weg zu Normal-NiveauSommer endet mit Rekorden

14.09.2016, 14:44 Uhr
Video poster

Die kommenden Tage bringen Abkühlungen und bereiten dem späten Sommer ein jähes Ende. Was die späte Hitze in den nächsten Tagen und für den kommenden Winter bedeuten kann, erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander.

Die kommenden Tage bringen Abkühlungen und bereiten dem späten Sommer ein jähes Ende. Was die späte Hitze in den nächsten Tagen und für den kommenden Winter bedeuten kann, erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander.

n-tv.de: Björn, der Sommer lässt es nochmals richtig krachen. Wo war es bisher am heißesten?

Björn Alexander: Neue Rekorde für den Monat September gab es zum Beispiel auf Sylt mit 27,8 Grad, in Bremerhaven 30,8 Grad, in Hannover 33 Grad oder in Trier mit 34,2 Grad. Spitzenreiter war am Dienstag Hatzenport mit 34,5 Grad (an der Mosel in Rheinland-Pfalz). Dicht gefolgt von Porta Westfalica (NRW) und Bretten (BaWü) mit jeweils 34,4 Grad. Dann beispielsweise Geilenkirchen (NRW) und Bernburg-Strenzfeld (Sachen-Anhalt) mit je 34,3 Grad.

Wie heiß war es in den größeren Städten?

Köln, Düsseldorf, Frankfurt Hamburg oder Berlin hatten rund 31 bis 33 Grad. In München war es mit 29 Grad etwas weniger heiß.

Geht das so weiter?

Vor allem heute wird es noch mal ähnlich heiß. Weitere Rekorde dürften geknackt werden. Allerdings wird es im Südwesten am Donnerstag wolkiger und später sind von der Eifel über die Bereich Schwarzwald, Schwäbische Alb bis herüber ins Allgäu erste, teils kräftige Gewitter möglich.

Mit Unwettern?

Das ist leider wahrscheinlich. Gewitter sind natürlich durch die Gefahr von Blitzeinschläge so oder so schon gefährlich. Aber auch Starkregen und Sturmböen sowie Hagel sind leider nicht auszuschließen. Dort wird es dann auch schon weniger heiß. Denn mit den Schauern sind nur noch 20 bis 25 Grad drin.

Wie wird es in den anderen Landesteilen?

Noch einmal sonnig und sehr warm bis heiß. Aber die Spitzenwerte dürften mit meist 25 bis 31 Grad schon hinter denen der letzten Tage zurück bleiben. Allerdings wird es vor den Gewittern in den kommenden Tage vorübergehend auch recht schwül - bevor der Wind dann endgültig dreht.

Was heißt das?

Bisher lagen wir einerseits zwischen Hoch "Karl" und Hoch "Lukas" über Skandinavien und Osteuropa sowie Tief "Stephanie" über der Biskaya. Das hatte zur Folge, dass uns von Süden und Südosten her sehr warme und ebenso trockene Mittelmeerluft erreicht hat. In den nächsten Tagen werden die Hochs aber schwächer und gleichzeitig kommen die Atlantiktiefs näher. Das wiederum lässt den Wind drehen und mit den Schauern kommt die Luft dann wieder mehr aus Südwest bis West.

Um wie viel Grad kühler wird es denn?

Am Freitag dürften die Temperaturen rund 10 Grad unter denen vom Donnerstag liegen. Das Wochenende bringt sogar oft nur noch 13 bis 21 Grad. Und das entspricht in etwa auch dem September-Normal-Niveau. Kurzum: es wird herbstlicher.

Bis jetzt haben wir einen mäßigen Sommer erlebt. Gefolgt von großer Hitze Ende August und einem Rekordseptember. Lässt sich das mit dem Klimawandel erklären?

Natürlich erleben wir den Klimawandel - Tag für Tag und Woche für Woche. Er lässt sich nicht wegdiskutieren und war - davon unabhängig - schon immer ein Teil des Systems Erde-Atmophäre. Was sich aber durch das Handeln des Menschen verschärft hat, ist die Geschwindigkeit, mit der die Prozesse ablaufen. Und auch das bekommen wir zu spüren. Denken wir zum Beispiel an die sogenannten Neophyten und Neozoen. Also Pflanzen- und Tierarten, die sich unter dem klimatischen Wandel auch bei uns ausbreiten.

Welche sind das?

Unter anderem Ambrosia. Eine Pflanze, auf die viele Menschen sehr allergisch reagieren. Dann zum Beispiel die Eichenprozessionsspinner, die bereits vor einigen Jahren in den Medien sehr präsent waren. Man geht inzwischen davon aus, dass sich über 600 eingeschleppte Pflanzenarten und über 200 Tierarten hierzulande fest etabliert haben. Natürlich liegt das bei weitem nicht nur an den klimatischen Verhältnissen. Aber: vielen neuen Arten kommt der Klimawandel sehr entgegen. Und diese Neuordnung der Tier- und Pflanzenwelt im Zeichen von sich ändernden Temperatur- und Niederschlagsverteilungen hat eben leider auch schlimme Folgen für unsere heimischen Arten.

Was ändert sich dadurch im alltäglichen Leben?

Neben den direkten Folgen, wie Allergien, lässt sich das beispielsweise in der Forstwirtschaft beobachten. Denn dort ist man von langfristigen Planungen abhängig und versucht mit dem Klimawandel zu denken. Nämlich wenn es um Neuanpflanzungen im Zusammenspiel mit möglichen Parasiten und höheren Temperaturen geht.

Lässt sich eigentlich anhand der Hitze zuletzt schon etwas über den bevorstehenden Herbst oder Winter sagen?

Zumindest in Bezug auf den Winter lässt sich feststellen, dass auf einen zu warmen September häufig ein etwas - oder sogar deutlich - zu warmer Winter folgte. Denn dann dominierten in den Wintermonaten relativ häufig die Wetterlagen, die uns tendenziell westliche Winde brachten. Zwar natürlich auch mal mit nordwestlicher Komponente, also mit kühleren Temperaturen. Aber mindestens ebenso häufig mit milden Einschüben. Jetzt kommt aber erst einmal der Herbst und das werden wir am kommenden, recht wechselhaften Wochenende spüren.

Quelle: ntv.de

MeteorologieWetterBjörn Alexander