600 Millionen Bäume vernichtet Tabakindustrie soll für enorme Umweltschäden zahlen
31.05.2022, 07:08 Uhr Artikel anhören
Zigarettenfilter, Zigarettenverpackungen und E-Zigaretten tragen zudem erheblich zum Plastikmüll bei.
(Foto: imago images/Future Image)
Abholzung, Emissionen und Zigarettenstummel tragen zur globalen Umweltverschmutzung bei. Die Tabakindustrie ist laut Weltgesundheitsorganisation zudem für den Verlust von Millionen Bäumen verantwortlich. Auch Zigarettenfilter will die WHO am liebsten verbieten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat der Tabakindustrie vorgeworfen, einer der "größten Umweltverschmutzer der Welt" zu sein. In ihrem zum Weltnichtrauchertag veröffentlichten Bericht forderte die UN-Agentur, die Industrie für die Umweltschäden durch Abholzung, Emissionen und Zigarettenstummel zur Kasse zu bitten. Die Zigarettenhersteller sind demnach für den Verlust von etwa 600 Millionen Bäumen pro Jahr verantwortlich - fünf Prozent der weltweiten Entwaldung.
Der Tabakanbau wiederum blockiert demnach 200.000 Hektar Land. Da der größte Teil des Tabaks in ärmeren Ländern angebaut wird, in denen Wasser und Ackerland oft knapp sind, gehen die Tabakkulturen dem Bericht zufolge auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion. Die Produktion der Tabakerzeugnisse verbraucht wiederum 22 Millionen Tonnen Wasser. Dabei entstehen dem Bericht zufolge 84 Millionen Tonnen Kohlendioxid.
Beim Wegwerfen der Zigarettenstummel gelangten "mehr als 7000 giftige Chemikalien" in die Umwelt. Der WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, Rüdiger Krech, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass jeder der geschätzten 4,5 Billionen Zigarettenstummel, die jedes Jahr in Ozeanen, Flüssen, auf Gehwegen und an Stränden landen, hundert Liter Wasser verschmutzen kann. Zigarettenfilter, Zigarettenverpackungen und E-Zigaretten tragen zudem erheblich zum Plastikmüll bei.
Verbot für Zigarettenfilter
Die WHO betonte, dass es keine Beweise dafür gibt, dass Filter im Vergleich zum Rauchen filterloser Zigaretten einen gesundheitlichen Vorteil bieten. Die UN-Agentur forderte deshalb, Zigarettenfilter als Einwegplastik zu behandeln und ein Verbot in Betracht zu ziehen.
Bis zu einem Viertel aller Tabakbauern erkrankt an der sogenannten Grüner-Tabak-Krankheit, einer Vergiftung durch das über die Haut aufgenommene Nikotin. Landwirte, die den ganzen Tag mit Tabakblättern hantieren, nehmen täglich das Äquivalent von 50 Zigaretten Nikotin auf, erklärte Krech. Besonders besorgniserregend sei dies für die vielen Kinder, die im Tabakanbau tätig sind. "Stellen Sie sich vor, ein 12-Jähriger wäre täglich 50 Zigaretten ausgesetzt", sagte er. Vom Rauchen selbst sterben pro Jahr geschätzt acht Millionen Menschen.
Der Bericht wies auf die enormen Kosten hin, die bislang vom Steuerzahler getragen werden. Jedes Jahr zahle China beispielsweise rund 2,6 Milliarden Dollar, Indien rund 766 Millionen Dollar, Brasilien und Deutschland jeweils rund 200 Millionen Dollar für die Beseitigung von Tabakabfällen. Die WHO forderte, dass die Industrie gemäß dem Verursacherprinzip für die Umweltschäden zahlen sollte. Es sei wichtig, dass "die Industrie tatsächlich für das Chaos, das sie verursacht, zahlt", sagte Krech.
Quelle: ntv.de, mba/AFP