"Es hat etwas geheilt" Teenager löst Familienrätsel bei Auschwitz-Besuch
28.01.2025, 15:07 Uhr Artikel anhören
"Diese Reise gab meiner Familie Beweise", sagte Yuval über seinen Besuch der Gedenkstätte Auschwitz.
(Foto: dpa)
Im Zweiten Weltkrieg werden die jüdischen Brüder Michael und Freddy Popper getrennt. Einer überlebt den Holocaust, die Spur des anderen verliert sich. Mehr als 80 Jahre später reist Michaels Enkel von New York nach Auschwitz. Seine Entdeckung lässt die Familie endlich abschließen.
Ein 17-Jähriger aus New York hat während einer Reise in das Vernichtungslager Auschwitz ein mehr als 80 Jahre altes Familienrätsel gelöst. Yuval, der in der Bronx lebt und im Rahmen einer Gruppenreise die Gedenkstätte in Polen besuchte, stieß bei den dort ausgestellten Zeichnungen damaliger KZ-Häftlinge auf den Namen seines Großonkels: Freddy Popper. "Bis dato war Freddys Schicksal nur ein Gerücht", sagte Yuval der "New York Post". "Diese Reise gab meiner Familie Beweise und einen Abschluss, den wir nie für möglich gehalten hätten."
Yuvals Großvater Michael Popper und sein älterer Bruder entstammten einer jüdischen Familie aus der Slowakei. Als der Zweite Weltkrieg auch die Slowakei erreichte, schickten die Eltern den zehnjährigen Michael in die Berge, wo er sich in der Scheune einer christlichen Familie versteckte. Der 13-jährige Freddy wurde zu seiner Tante und seinem Onkel nach Budapest gebracht.
Michael überlebte den Krieg und starb 2020. Das unbekannte Schicksal seines Bruders habe ihn ein Leben lang verfolgt, berichtet der Enkel. Yuvals Mutter Michal Poran, die die Reise im Sommer 2024 begleitet hatte, sagte der Zeitung, sie habe gehofft, einige Bruchstücke der Familiengeschichte herauszufinden. Doch zu erfahren, dass ihr Angehöriger nach Auschwitz deportiert und wie die meisten Kinder vermutlich im Krematorium getötet wurde, habe sie nicht nur fassungslos gemacht, sondern ihr und der Familie auch Gewissheit gegeben.
"Als ich den Namen sah, blieb mir das Herz stehen. Ich konnte kaum atmen. Es hat etwas geheilt, das seit Generationen kaputt war", so die 46-Jährige. Sie habe ihrer Mutter sofort ein Foto mit dem Namen ihres Onkels geschickt. "Es war wie ein Hinweis, ein Wink aus der Vergangenheit."
Yuval beschrieb den Moment der Entdeckung als einen "Oh-mein-Gott-Moment". "Ich habe mir Tausende Szenarien überlegt, was auf der Reise passieren könnte", sagte er der "New York Post". "Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass es darum gehen würde, dieses Familienmysterium zu lösen."
Quelle: ntv.de, mdi