Panorama

Warten auf den Goldenen OktoberTief "Zofia" pustet kräftig durch

06.10.2016, 13:35 Uhr
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Während in den USA ein Hurrikan auf die Ostküste zurast, leidet Deutschland unter typischen Herbst-Symptomen: Nässe, Kälte und wenig Sonne vermiesen den Oktober. n-tv Wetterexperte Björn Alexander macht wenig Hoffnung auf schnelle Besserung.

Björn, letzte Woche Sommer, diese Woche Herbst. Das ging aber jetzt echt schnell, oder?

Das ging es. Dabei ist die Ausgangslage auch in dieser Woche erst einmal nicht schlecht gewesen. Ein starkes Hoch über Skandinavien ist im Prinzip nämlich ganz gut für uns. Und das konnte man ja am Mittwoch vom Schwarzwald bis herauf an die Nordsee bei ganz viel Sonne auch noch miterleben.

Es war aber nicht überall schön. Hier in Berlin sah es ganz anders aus.

Das lag an einem Tief, das uns eben dieses Skandinavienhoch "Peter" ganz schön vermiest. Denn Tief "Zofia" über Osteuropa sorgt dafür, dass mit der östlichen Strömung wolkenreiche und sehr kühle Luft zu uns gelangt. Die Temperaturen liegen somit rund 2 bis 5 Grad unter denen, die wir normalerweise Anfang Oktober haben. Dementsprechend mit ersten Nachtfrösten und Schnee auf den höchsten Bergen im Osten und Südosten. Außerdem weht ein zum Teil kräftiger und unangenehmer Nordostwind. Besonders an der Ostsee ist der nach wie vor stürmisch mit Böen bis Windstärke 10.

Klingt ungemütlich.

Ist es bestimmt auch. Außerdem drückt der Wind von Nordosten das Wasser an die Ostseeküste und erhöht den Wasserstand zur Zeit um bis zu 1 Meter, teilweise auch etwas mehr. Das erste Sturmhochwasser in diesem Herbst also, mit entsprechenden Folgen: auf Usedom wurde beispielsweise eine Düne weggespült mit drohendem Wassereinbruch sowie vielerorts aufgeweichte Deiche, die derzeit von den sogenannten Deichläufern permanent kontrolliert werden müssen, um Schlimmeres zu verhindern.

Wo wir gerade beim Sturm sind: In der Karibik sind das wahrscheinlich durch Hurrikan "Matthew" ganz andere Dimensionen, oder?

Das ist natürlich überhaupt nicht vergleichbar. Denn tropische Stürme besitzen ein ganz anderes Energiepotenzial und Ausmaße. Im Fall von "Matthew", der aktuell über den Bahamas wütet, sind das momentan mittlere Windgeschwindigkeiten von 185 Kilometern pro Stunde mit Böen bis um Tempo 200. Außerdem sintflutartiger Regen, der binnen kurzer Zeit ganze Jahresniederschläge bringt, Sturmfluten und meterhohe Wellen. Und die sind auf den Bahamas besonders gefährlich.

Warum?

Weil die Bahamas im Vergleich zu vielen anderen Karibikinseln extrem flach sind mit nur wenigen Metern über dem Meeresspiegel.

Kann dieser Sturm eigentlich auch für uns gefährlich werden?

Nein. Generell verlieren Tropenstürme, wenn sie die tropisch warmen und energieliefernden Gewässer verlassen, rasch an Kraft. Aber natürlich tauchen sie als starke Tiefdruckgebiete schon mal gerne auch auf unseren Wetterkarten über Europa auf. Das wird - um auf "Matthew" zurückzukommen - aber in diesem Fall wahrscheinlich nicht passieren. Denn die Wettercomputer berechnen momentan eine eher außergewöhnliche Entwicklung.

Was bedeutet das?

Zuerst einmal wird der Sturm weiter nordwärts ziehen und dann mit seinem Zentrum am Freitag direkt an der Ostküste Floridas entlang für Verwüstungen und Überschwemmungen sorgen.

Worauf müssen sich die Menschen dort einstellen?

Dass sich der Sturm wahrscheinlich jetzt erst einmal wieder etwas verstärkt und dann die Küste Floridas als Kategorie 4 - Hurrikan - trifft. Das sind Windspitzen von deutlich über 200 km/h. Auf seinem Weg entlang der Küste wird es sich dann zwar schrittweise abschwächen. Was aber immer noch bleiben wird, das sind die heftigen Regenfälle von mehreren 100 Litern pro Quadratmeter, die in Spitzen möglich sind.

Ist das dann schon außergewöhnlich?

Das noch nicht. Aber das, was danach kommt schon. Denn nach den Berechnungen der Wettercomputer würde der Sturm anschließend in einer Kreisbewegung wieder Richtung Süden umdrehen und könnte beispielsweise Florida aufs Neue bedrohen, wenn auch in deutlich schwächerer Form. Grund ist übrigens, dass ein Sturm - egal, wie groß und heftig er unten in der Atmosphäre tobt - von den wettersteuernden Strömungen in der höheren Atmosphäre abhängt. Und diese Strömung wird "Matthew" nicht mitnehmen, so dass er sich mehr oder weniger ortstreu Stück für Stück auffüllen beziehungsweise abschwächen wird.

Kommen wir zurück zu unserem Wetter: Wie sieht es denn am Wochenende aus?

Herbstlich. Die Sonne hat insgesamt nur selten Chancen, mal länger durchzukommen. Immer wieder fällt auch Regen. Im Osten wahrscheinlich häufiger als in den westlichen Landesteilen. Und auf den höchsten Bergen können sich zwischenzeitlich Flocken untermischen. Dabei besteht am Samstag an der Ostsee noch eine erhöhte Sturmflutgefahr, die am Sonntag mit dem nachlassenden Wind geringer wird.

Wie sieht es mit den Temperaturen aus?

Samstag windige 7 bis 15, Sonntag dann ruhigere, aber dafür nochmals kühlere 6 bis 14 Grad. Am Montag bleibt es dann ähnlich.

Kommt der Goldene Oktober denn irgendwann auch mal in Fahrt?

Nach jetzigem Stand bleibt es bis mindestens zur Monatsmitte unterkühlt und unbeständig, zum Teil auch trüb. Danach bestehen zumindest Chancen auf etwas mehr Stabilität und Freundlichkeit am Himmel. Deutlich mehr Wärme zeigen die Wettermodelle momentan aber leider nicht.

Quelle: ntv.de

HurrikansWetterBjörn Alexander