Panorama

15 Grad - dann Wetterumschwung US-Schneemonster nimmt Kurs auf Deutschland

Am Samstag erreichen die Temperaturen bis zu 15 Grad.

Am Samstag erreichen die Temperaturen bis zu 15 Grad.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ein mächtiges Tiefdruckgebiet fegt über den Atlantik hinweg und hält die Hoffnung auf eine Weiße Weihnacht am Leben. Bis dahin aber kommen sogar noch Frühlingsgefühle auf, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander sagt. Nach einem milden Wochenende gibt es dann bei den Temperaturen ein Wechselspiel.

ntv.de: Noch eine Woche bis Heiligabend. Wie sieht es aus beim Wetter für unsere Weiße Weihnacht?

Björn Alexander: In diesem Jahr ist das Rennen um Schnee zum Fest so spannend wie seit zehn Jahren nicht mehr. Damals im Jahr 2010 gab es nämlich die bislang letzte deutschlandweite Weiße Weihnacht. Und auch in diesem Jahr sind die Chancen, dass wir Schnee an den Weihnachtstagen sehen, auf jeden Fall vorhanden. Auch, wenn die Details natürlich rund eine Woche vorher ziemlich unsicher sind.

Was ist denn sicher?

Dass wir zunächst einmal gefühlt in Richtung Vorfrühling tuckern. Mit Spitzenwerten bis zu 15 Grad und dem schönsten Tag der Wetterwoche am Samstag wird es nämlich alles andere als winterlich. Doch das ändert sich zu Weihnachten grundlegend. Denn die Wetterumstellung zu nasskalt bis winterlich ist ebenfalls ziemlich sicher. Und ebenfalls sicher ist, dass unser Wetterjahr 2020 inklusive des gefühlten Vorfrühlings der nächsten Tage mindestens das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wird.

Welches ist denn das bisher wärmste Jahr?

ntv-Meteorologe Björn Alexander

ntv-Meteorologe Björn Alexander

(Foto: ntv)

Auf Platz eins rangiert das Jahr 2018. Und am Ende wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden. Sicher ist leider auch, dass das Jahr 2020 erneut zu trocken ausfallen wird. Nicht so schlimm wie 2018. Aber trockener als das Vorjahr 2019.

Vom Blick in die Statistik zurück zum Wetter in den kommenden Tagen: Erst Frühling, dann Winter - wie kommen wir zu so einer Wetter-Achterbahn?

Fast noch spannender als der Trend zur Weißen Weihnacht ist tatsächlich die Geschichte bis dahin. Nimmt man die aktuellen Berechnungen der Großrechner mal zur Hand, dann sieht man, dass unser Winterbringer-Tiefdruckgebiet schon da ist. Genauer gesagt: Es zieht gerade als Schneemonster mit dicken Schneefällen und blizzardartigen Verhältnissen über die US-Ostküste und New York hinweg.

Vom Schneemonster zum Weihnachtstief?

So sieht es aus. Denn das Tief zieht einmal schnurstracks über den Atlantik, bekommt noch ein bisschen Unterstützung von einem mächtigen Tiefdruckkomplex, der die ganze Entwicklung wie ein Motor antreibt und schwups: Genau an Heiligabend zieht dieses ehemalige Schneemonster über uns hinweg und öffnet auf seiner Rückseite die Tür zur kalten Luft aus nördlichen Breiten.

Das ist ja echt mal eine verrückte Geschichte, die uns dann auch tatsächlich Schnee bringt?

Das ist ein bisschen das Problem: Wie welche Niederschläge dann treffen und wo genau die Schneefallgrenze liegt, das ist ziemlich unsicher. Aber wenn wir mal eines der derzeit besten Wettermodelle nehmen, das Europäische nämlich, dann liegt die Schneefallgrenze in Deutschland an Heiligabend bei 250 bis 800 Metern und sinkt in der Nacht zum ersten Weihnachtstag auf rund 200 bis 600 Meter; wobei die Grenze im Süden höher liegt als im Norden. Damit ist dann aber auch in den tieferen Lagen zumindest Schneeregen möglich.

Wie geht es dann mit der Schneefallgrenze weiter?

In der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag geht es nochmals weiter runter gegen 0 Meter. Soll heißen: Im Prinzip ist damit überall Schneefall möglich. Die Frage ist dann halt nur, ob es genug Niederschlag gibt. Aber selbst da ist das Europäische Wettermodell ziemlich optimistisch. Die Weiße Weihnacht 2020 hat also - wenn man die Schneewahrscheinlichkeit bis zum zweiten Feiertag mit einbezieht - ein ganz ordentliches Potenzial.

Mit welchen Wetterkapriolen müssen wir denn auf dem Weg bis zur möglichen Weißen Weihnacht noch rechnen?

Zunächst einmal wird es für die letzten deutschlandweiten Schneereste am vierten Adventswochenende immer enger. Selbst im Hochschwarzwald dürfte es für den Schnee knapp werden. Ebenso am Alpenrand unterhalb von 1000 Metern, sodass Deutschland am vierten Advent quasi schneefrei ist. Das ist auch mal eine äußerst ungewöhnliche Ausgangslage für Schnee zum Fest.

Welches Wetter bringt uns das vierte Adventswochenende?

Am Samstag ist voraussichtlich nicht nur der schönste Tag der Wetterwoche, sondern wahrscheinlich auch einer der schönsten Tage, die wir in diesem Jahr noch vor uns haben. Denn bei bis zu sechs oder sieben Sonnenstunden bleibt es nur in den Nebelregionen trüb und kalt. Abseits des Nebels erreichen die Temperaturen bis zu 15 Grad.

Wie wird das Wetter am vierten Advent?

Im Norden und Westen wechselhafter oder wolkig mit Regen oder Nieselregen. Richtung Süden und Südosten bleibt es dagegen abseits von Nebel oder Hochnebel freundlicher. Die Temperaturen gehen etwas zurück mit 0 Grad im Dauernebel und bis zu 11 Grad am Rhein.

Ist das schon der Anfang des Winters?

Nein. Denn nach 0 bis 10 Grad am Montag bekommen wir nochmals eine satte Vorderseite der Atlantiktiefs. Das heißt, dass mit einem teilweise stark bis stürmisch auffrischenden Wind in der nächsten Wetterwoche noch einmal ein Schwall Warmluft mit Regen folgt. Am Dienstag und Mittwoch mit Spitzenwerten bis 14 oder 15 Grad im Südwesten und meistens 6 bis 12 Grad im übrigen Land.

Dann folgt das Weihnachtstief?

Das Tief zieht einmal über uns hinweg und wir kommen von der Vor- auf die Rückseite und das öffnet wiederum die Tür für die Kaltluft aus nördlichen Breiten, weil der Wind hinterm Tief eben von Südwest mehr auf nördliche Richtung dreht. Wie gesagt: Es ist eine richtig spannende Lage, die uns die ein oder andere weiße Überraschung bringen könnte. Und wir haben natürlich die Situation in den nächsten Tagen für Sie im Blick.

Quelle: ntv.de

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