Panorama

Entführungsprozess im Fall KalinkaVater fühlt sich unschuldig

22.05.2014, 13:50 Uhr
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Bamberski war immer von K.s Schuld überzeugt. (Foto: Reuters)

Jahrzehntelang hat der Vater von Kalinka deren Stiefvater verfolgt. Er hält ihn für den Mörder seiner Tochter. Jetzt steht er selbst vor Gericht, weil er das Recht in die eigenen Hände nahm.

Im Entführungsprozess mehr als 30 Jahre nach dem ungeklärten Tod der 14-jährigen Kalinka hat ihr leiblicher Vater Selbstjustiz-Vorwürfe zurückgewiesen. André Bamberski soll die Entführung des deutschen Stiefvaters seiner Tochter, Dieter K., 2009 nach Frankreich eingefädelt haben - seine genaue Rolle in diesem filmreifen Fall ist strittig. Für den 76-jährigen Bamberski war immer klar, dass der deutsche Arzt seine Tochter vergewaltigt und getötet hat. Kalinka starb 1982 unter nie eindeutig geklärten Umständen im Haus des Mediziners am Bodensee.

Bamberski sagte im Gerichtssaal im elsässischen Mulhouse: "Ich hätte nie vor Gericht gestellt werden dürfen." Sein Anwalt Laurent de Caunes will auf Freispruch plädieren: "Man kann jemanden nicht dafür verurteilen, legitim gehandelt zu haben", sagte der Verteidiger am Rande der Verhandlung. Sein Mandant sei in die Situation der Entführung gedrängt worden und habe keine Alternative gehabt, um Dieter K. der Justiz zu übergeben.

Zehn Jahre Gefängnis drohen

Bamberski drohen in Frankreich bis zu zehn Jahre Haft für Entführung, Beihilfe zur Gewaltanwendung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. "Ich bin nicht darauf vorbereitet, ins Gefängnis zu gehen. Ich habe mich auf meine Verteidigung vorbereitet", hatte Bamberski vor dem Beginn des Prozesses im französischen Rundfunk gesagt. Mit ihm angeklagt sind die beiden mutmaßlichen Entführer sowie eine Journalistin, die zwischen dem Vater und den Männern vermittelt haben soll.

Der Arzt war 2009 von seinem Wohnort in Lindau am Bodensee ins Elsass entführt worden. Man hatte ihn gefesselt und geknebelt in der Nähe des Gerichts in Mulhouse gefunden. Bamberski griff selbst zum Telefonhörer, um die Ermittler zu informieren. Die Polizei nahm Dieter K. fest. So wurde der Prozess in Frankreich möglich. "In einem Rechtsstaat muss das Recht gelten, und nicht die Rache", sagte der Anwalt des Stiefvaters. Sein Mandant sei stundenlang geschlagen und gefoltert worden. "Er hätte sterben können", sagte Philippe Ohayon.

Dieter K. erschien aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst. Der Prozess soll bis Freitag dauern. Wann das Urteil fällt, ist noch unklar.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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