Auch Titelbilder abgeändert Verlag streicht N-Wort aus Jim-Knopf-Ausgaben
22.02.2024, 16:49 Uhr Artikel anhören
Jim Knopf sieht auf dem neuen Cover nicht nur etwas anders aus, er hat auch aufgehört zu rauchen.
(Foto: Thienemann Verlag)
In den Büchern von Michael Ende sind das schwarze Waisenkind Jim Knopf und der weiße Lokomotivführer Lukas beste Freunde. Doch einige Passagen könnte aus heutiger Sicht als rassistisch empfunden werden, teilt der Verlag mit - und ändert die Neuausgaben ab.
Bei den am Samstag erscheinenden Neuausgaben des Kinderbuch-Klassikers "Jim Knopf" wird manches anders sein als bisher. Der Thienemann Verlag teilt in einer Pressemitteilung mit, unter anderem den Begriff Neger aus "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" sowie "Jim Knopf und die Wilde 13" gestrichen zu haben. Zudem seien weitere Textänderungen vorgenommen worden, um "stereotype Beschreibungen zu reduzieren".
Die Jim-Knopf-Reihe des Autors Michael Ende erzählt die Freundschaft zwischen dem weißen Lokomotivführer Lukas und dem schwarzen Findelkind Jim Knopf. Das diskriminierende N-Wort habe Michael Ende laut Verlag bewusst nur der Figur des Herrn Ärmel in den Mund gelegt, "um auf die fehlende Weltoffenheit dieses typischen Untertans hinzuweisen". Doch auch dieser distanzierte Gebrauch könne heute als diskriminierend gewertet werden.
"Gegenbild zur nationalsozialistischen Ideologie"
Dasselbe gelte für die Gleichsetzung von schwarzer und schmutziger Haut, die der Autor als Stilmittel eingesetzt habe, um die Verbindung zwischen Jim Knopf und dem Lokomotivführer Lukas hervorzuheben, schreibt der Verlag. Überhaupt habe der Autor seine Geschichten als "ein Gegenbild zur nationalsozialistischen Ideologie gezeichnet, mit der er in seiner Jugend selbst konfrontiert war".
Dennoch habe man sich für die Änderungen entschieden, "damit Kinder, die die Bücher jetzt lesen, diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatz übernehmen". Weiter heißt es: "Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln."
Illustrationen "könnten irritieren"
Die Überarbeitung sei in Absprache mit den Erben von Michael Ende und denen des Illustrators F. J. Tripp vorgenommen worden. Denn auch visuell wird Jim Knopf fortan anders dargestellt. Die dicken rosafarbenen Lippen und die schwarze Haut, die ohne Begrenzung in die schwarzen Haare übergeht, könnten "in der heutigen Betrachtung und vor dem Hintergrund der Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen irritieren", heißt es in der Mitteilung. Die neuen Cover zeigen Jim Knopf mit leicht hellerer Haut und Strichlippen. Zudem fällt auf den Titelbildern noch etwas auf: Während Lokomotivführer Lukas nach wie vor quarzt, ist die Tabakpfeife aus dem Mund von Jim Knopf verschwunden.
Der Verlag teilt überdies mit, dass die Ausgaben mit den ursprünglichen schwarz-weißen Illustrationen unverändert lieferbar sind. Ihnen wird künftig ein "einordnendes Nachwort" beigefügt sein. Der 1995 gestorbene Michael Ende zählt zu den erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautoren Deutschlands. Die Abenteuer seiner Figur Jim Knopf erschienen Anfang der 1960er-Jahre. Weitere bekannte Bücher des Autos sind etwa "Momo" oder "Die unendliche Geschichte".
Quelle: ntv.de, mdi