Panorama

"Massive Infektionskraft" WHO: Anderen droht gleiche Krise wie Indien

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Indien ist laut offiziellen Zahlen nach den USA das am stärksten von der Pandemie betroffene Land.

(Foto: imago images/Pacific Press Agency)

Während sich in Europa ein Rückgang der Infektionswellen zeigt, ist die Corona-Pandemie in Indien noch im Aufschwung begriffen. Erneut meldet das Land einen weltweiten Höchststand an Neuinfektionen. Und die WHO warnt nun: Andere Länder könnte dasselbe Schicksal ereilen wie den Subkontinent.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor dem Risiko weiterer verheerender Corona-Ausbrüche nach dem Muster Indiens. In mehreren anderen Ländern fehlten die richtigen Vorkehrungen, sagte WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. "Dieses Virus hat eine enorme Bewegungsenergie", sagte Ryan. "Es hat massive Infektionskraft, und wir müssen die Ausbreitung verlangsamen."

Indien hatte zuvor zum zweiten Mal in Folge einen weltweiten Höchststand an Corona-Neuinfektionen von mehr als 400.000 Fällen registriert. In den vergangenen 24 Stunden waren es 414.188, wie Zahlen des indischen Gesundheitsministeriums zeigen. In dem gleichen Zeitraum starben 3915 Menschen mit oder an Corona. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen - auch weil es in Teilen des Landes schwer ist, getestet zu werden.

In absoluten Zahlen ist Indien mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern mit insgesamt mehr als 21 Millionen erfassten Corona-Infektionen hinter den USA am stärksten von der Pandemie betroffen. In manchen Ländern entwickele sich die Lage schon ähnlich wie in Indien, sagte WHO-Nothilfekoordinator Ryan, ohne Namen zu nennen. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus nannte später die angespannte Lage in Brasilien und Nepal. Weitere Länder könnten bald in eine ähnliche Notlage kommen.

"Impfungen allein nicht ausreichende Antwort"

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Noch seien die Impfungen allein nicht die ausreichende Antwort, sagte Ryan mit Verweis auf die viel zu kleine Produktion und die ungleiche Verteilung der Impfstoffe in der Welt. Nach Angaben der WHO wurden weltweit 1,2 Milliarden Impfdosen verabreicht, aber mehr als 80 Prozent davon in reichen Ländern. Nur ein Bruchteil, fünf Millionen, ging demnach in die ärmsten Länder.

Tedros appellierte an die reichen Länder, mehr Impfdosen zu spenden. Das sei kein Akt der Nächstenliebe, sondern im Interesse der reichen Länder, weil sich sonst anderswo Varianten entwickeln können, die global neue Infektionswellen auslösen können. Bis es genügend Impfstoff gebe, müssten Länder das tun, was sich bewährt habe, sagte Ryan. Er verwies auf Südafrika, das eine gefährliche Variante des Virus weitgehend unter Kontrolle gebracht habe. Der Kontakt zwischen Menschen auf engem Raum, ohne Handhygiene, ohne Masken und womöglich noch in schlecht gelüfteten Räumen müsse reduziert werden.

Quelle: ntv.de, kst/dpa

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