Nachfolger auf dem Stuhl Petri gesucht Wie das Konklave den Papst wählt
12.03.2013, 11:49 Uhr
In roten Roben feiern die Kardinäle des Konklave die Eröffnungsmesse zur Papstwahl. Ab dann wird es einsam um die Wahlberechtigten.
(Foto: dpa)
Die katholische Welt blickt gebannt nach Rom: Im Vatikan tritt ab heute das Konklave zusammen, um ein neues Kirchenoberhaupt zu bestimmen. Wer wird der neue Pontifex? Wie läuft so eine "Papstwahl" ab? Und wann werden sie sich entschieden haben? Die wichtigsten Antworten zum Konklave.
Die Kardinäle versammeln sich im Konklave. Was bedeutet das eigentlich genau?
Das Konklave ist das in der katholischen Kirche vorgesehene Gremium zur Papstwahl. In ihm versammeln sich alle Kardinäle, mit Ausnahme derer, die zum Zeitpunkt, an dem der Papst stirbt oder zurücktritt schon über 80 Jahre alt sind. Das schränkt die Zahl der Wahlberechtigten erheblich ein. Weltweit gibt es 207 Kardinäle. 90 von ihnen überschreiten die Altersgrenze. Von den übrigen 117 verzichten zwei auf ihre Teilnahme am Konklave - Erzbischof Julius Riyadi Darmaatmadja SJ von Jakarta aus gesundheitlichen Gründen und der Brite Keith Michael Patrick O’Brien, der nach Missbrauchsvorwürfen erst kürzlich vom Amt des Erzbischofs von Saint Andrews und Edinburgh zurücktrat.
Ein Wahlgremium also, das klingt ja gut. Wie "demokratisch" ist das Konklave eigentlich?
Nun, da die katholische Kirche kein Staat ist und auch nicht den Anspruch erhebt, demokratisch zu sein, ist diese Frage nicht ganz statthaft. Und tatsächlich bemisst sich die Zahl der Kardinäle pro Land nicht an der Zahl der dort lebenden Katholiken. Tatsächlich ist Europa im Konklave deutlich überrepräsentiert. Alleine aus Italien sind 28 Kardinäle dabei, aus ganz Europa sind es 60, also über die Hälfte. Stark unterrepräsentiert sind die Afrikaner mit 11 Kardinälen, auch Asien und Australien sind mit 11 Kardinälen schwach vertreten. Nord- und Südamerika, wo die katholische Gemeinde in den vergangenen Jahren erheblichen Zuwachs hatte, kommen nur auf 33 Abgesandte.
Können "wir" wieder Papst werden?
Theoretisch ist das möglich, denn im Konklave sind auch sechs deutsche Kardinäle vertreten: der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki, der Kölner Erzbischof Joachim Meisner, der Mainzer Bischof Karl Lehmann, der Münchener Erzbischof Reinhard Marx, sowie die emeritierten Kurienkardinäle Paul Josef Cordes und Walter Kasper. Dass einer von ihnen gewählt wird, gilt jedoch als unwahrscheinlich.
Also regional ist das ja nicht gerade gerecht aufgeteilt. Aber dann folgen ja wohl wenigstens die Wahlmodalitäten im Konklave selbst halbwegs demokratischen Regeln, oder?
Das kann man so ausdrücken. Es gilt: "one man, one vote" – also: Jeder der Kardinäle hat in jedem Wahlgang eine Stimme. Gewählt ist, wer zwei Drittel aller Stimmen auf sich vereint. Theoretisch kann dabei die Wahl auf jeden getauften männlichen Katholiken fallen – weibliche Päpste sind nicht möglich. Praktisch kommen die Päpste aber fast immer aus dem Kreis der Kardinäle – die letzte Ausnahme war Urban VI. im Jahr 1378.
Wie laufen denn die Wahlgänge genau ab?
Im Vorfeld des ersten Wahlgangs müssen die Kardinäle erst einmal einen Schwur leisten: Sie versprechen, dass alles Besprochene und Erlebte innerhalb der Mauern der Sixtinischen Kapelle bleibt – ein im Zeitalter moderner Kommunikationsmedien heikler Punkt. Dann wird die Parole "extra omnes" ausgegeben – also: "Alle raus". Der erste Wahlgang beginnt. Jeder Kardinal schreibt auf einen Zettel den lateinischen Ausdruck: "Eligo …" ("Ich wähle …") und den Namen des Favoriten. Dabei verstellen sie ihre Schrift, damit keiner erkennen kann, wer wen gewählt hat. Das Papier wird doppelt gefaltet, Konklavechef Giovanni Battista Re ruft dann jeden Kardinal einzeln an die Urne, die auf dem Altar steht. Mit einem Gebet ("Ich rufe Christus, der mein Richter sein wird, zum Zeugen an, dass ich den gewählt habe, von dem ich glaube, dass er nach Gottes Willen gewählt werden sollte") knien sie nieder und geben ihren Zettel ab. Die Urne wird gemischt, die Zettel gezählt, einzeln aufgeklappt. Drei Wahlhelfer sind daran beteiligt. Zwei von ihnen lesen den Namen auf dem Zettel, der Dritte liest ihn laut vor. Anschließend wird das Papier gelocht und aufgehängt. Weil das alles eine Weile dauert, schafft das Konklave nur vier Wahlgänge am Tag. Die Stimmzettel werden nach jedem zweiten Wahlgang verbrannt.
Ah, jetzt kommt das mit dem weißen Rauch, richtig?
Genau. Beziehungsweise: im besten Fall. In das Öfchen in der Sixtinischen Kapelle wird bei missglückter Wahl eine Chemikalie beigemischt, die dem Rauch Farbe gibt. Kommt keine Zweidrittelmehrheit zustande, ist der Rauch schwarz. Nur wenn die Wahl gelingt, steigt weißer Rauch auf.
Wenn zwingend eine Zweidrittelmehrheit erforderlich ist, kann das ja lange dauern …
Ja, wobei das nicht ewig so weiter geht. Im Jahr 1268 dauerte eine Papstwahl einmal 1005 Tage. Das ist heute nicht mehr wahrscheinlich, dafür hat Benedikt XVI. gesorgt: Am Eröffnungstag des Konklaves ist am späten Nachmittag nur ein Wahlgang vorgesehen. An den folgenden Tagen gibt es jeweils vier Wahlgänge, zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag. Nach drei Wahltagen ist eine maximal eintägige Pause vorgesehen, „für das Gebet, für ein zwangloses Gespräch unter den Wählern und für eine kurze Ansprache durch den ranghöchsten Kardinal aus der Ordnung der Diakone“. Nach sieben weiteren Wahlgängen folgt erneut eine Pause. Darauf folgen weitere sieben Wahlgänge, Pause, und wiederum sieben Wahlgänge. Jetzt kommt der Clou, den der letzte Papst eingeführt hat: Danach - also spätestens nach dem 34. Wahlgang - kommt es zur Stichwahl der beiden Namen mit den meisten Stimmen. Allerdings ist auch dabei ist eine Zweidrittel-Mehrheit nötig.
Wer wird denn nun der nächste Papst?
Schwer zu sagen, einen klaren Favoriten gibt es nicht. Benedikt-Biograf Andreas Englisch sagte n-tv.de, dass seiner Meinung nach der Kardinal George Pell aus Australien das Rennen machen wird. Andere hoffen auf einen Papst aus Afrika oder Lateinamerika. Viele glauben, dass der Mailänder Erzbischof Angelo Scola das Rennen macht. Auch Kardinal Odilo Pedro Scherer aus Brasilien wird immer wieder genannt. Für die afrikanische Variante gilt der Ghanaer Kardinal Peter Turkson als aussichtsreich. Als ehemals rechte Hand von Benedikt XVI. hat sich Kardinalssekretär Tarcisio Bertone eine gewisse Machtbasis aufgebaut. Aber am Ende bleibt das alles Spekulation. Wer’s wird, wissen nicht mal die 115 Kardinäle. Und der Rest der Welt erst, nachdem der weiße Rauch aufgestiegen ist.
Dann kommt der Moment auf dem Balkon, stimmt's?
Nicht sofort. Wenn der weiße Rauch aufgestiegen ist, versammeln sich die Menschen vor dem Petersdom. Sie müssen aber noch einen Moment warten. In der Sixtinischen Kapelle wird der Gewählte zunächst gefragt, ob er die Wahl annimmt. Im "Raum der Tränen" zieht er sich um. Warum das Zimmer so heißt, ist unbekannt. Dort liegt die Papstkleidung - weiße Soutane, rote Mozetta (eine Art Poncho), Goldstola, die weiße Papstkappe (genannt Pileolus) und rote Schuhe - in verschiedenen Größen bereit. Schließlich weiß ja vorher niemand, welche Statur der neue Papst haben wird. Die Kardinäle geben dem neuen Papst dann noch in der Sixtinischen Kapelle ein Gehorsamsversprechen ab. Erst dann lüftet sich der Vorhang auf den Balkon des Petersdom. Zunächst tritt der Kardinalprotodiakon, derzeit der Franzose Jean-Louis Tauran, auf und verkündet: "Habemus Papam" ("Wir haben einen Papst") sowie den Namen des Gewählten. Erst dann zeigt sich der neue Papst zum ersten Mal den Gläubigen.
Wie kommen die Päpste denn zu ihren Namen? Kardinal Joseph Ratzinger hieß ja dann Benedikt XVI.
Es gibt da keine festen Vorschriften. Die erste Namensänderung gab es bei Johannes II. im Jahr 533, üblich ist das seit dem Ende des ersten Jahrtausend. In der Vergangenheit haben die Päpste oft zu Ehren eines Vorgängers dessen Namen aufgegriffen. Häufig haben sie auch damit ihre Dankbarkeit gegenüber einem Förderer ausgedrückt. Ratzinger wählte Benedikt, um den Heiligen Benedikt von Nursia und seinen Vorgänger Benedikt XV. zu ehren. Letzterer rief während des Ersten Weltkriegs zum Frieden auf. Aber weil das alles ziemlich frei wählbar ist, kann keiner vorhersehen, wie der nächste Papst heißt. Die 115 Kardinäle - zumindest jene mit Chancen - haben sich aber vermutlich schon etwas zurechtgelegt.
Quelle: ntv.de