Meteorologen ziehen Bilanz Winter in Deutschland war viel zu warm und sehr nass
28.02.2024, 15:04 Uhr Artikel anhören
In vielen Regionen sind die Äcker zum Ende des Winters überflutet.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der meteorologische Winter geht zu Ende, Meteorologen ziehen Vergleiche zu zurückliegenden Jahren. Das Ergebnis: Es gibt in der Geschichte seit Messbeginn nur zwei Winter, in denen es wärmer war. Zudem fiel deutlich mehr Regen als in den Vorjahren.
Auch der diesjährige Winter in Deutschland ist Meteorologen zufolge deutlich zu warm gewesen. Statt kaltem Winterwetter "bereitete sich die Natur auf den Frühling vor", wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Der DWD bezieht seine vorläufige Bilanz auf die ersten Auswertungen der bundesweit rund 2000 Messstationen. Die durchschnittliche Temperatur lag demnach bei 4,1 Grad und damit 3,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 waren es demnach 2,7 Grad mehr.
Der zurückliegende Winter liegt laut DWD damit auf dem dritten Platz der mildesten, hinter den Wintern 2006/2007 und 2019/2020. Insbesondere der Februar stach heraus: Das Temperaturmittel lag in dem Monat mit "beispiellosen 6,6 Grad" um 6,2 Grad über dem Wert der Referenzperiode (0,4 Grad). Der bisherige Rekord lag bei 5,7 Grad im Jahr 1990.
"Der Wärmeüberschuss in diesem Februar, dem wärmsten seit Messbeginn, führte dazu, dass die Natur nun schon 3 bis 4 Wochen früher dran ist als üblich. Im Westen blühen bereits Forsythien und Mandelbäume", sagte ntv-Meteorologe Carlo Pfaff. Dies liege auch daran, dass es im Westen in manchen Regionen in diesem Februar nicht einen einzigen Frosttag gegeben habe.
Der tiefste Wert wurde im baden-württembergischen Leutkirch-Herlazhofen im Allgäu gemessen: Am 20. Januar zeigten die Thermometer dort minus 19,5 Grad an. Am wärmsten war es am 16. Februar im bayerischen Rosenheim - laut DWD registrierte man dort mit 18,8 Grad die höchste Temperatur Deutschlands innerhalb der letzten drei Monate.
Insgesamt waren die diesjährigen Wintermonate den Angaben des DWD zufolge sehr nass. So fielen im Durchschnitt rund 270 Liter pro Quadratmeter - im Vorjahr waren es noch 170. Vor allem Norddeutschland war im Dezember von "Rekordniederschlägen" betroffen, wie es hieß. Mit rund 156 Stunden lag die Sonnenscheindauer im Winter knapp über dem Vergleichswert von 153 Stunden des Zeitraums 1961 bis 1990 und rund 10 Prozent unter dem Wert im Zeitraum von 1991 bis 2020 (170 Stunden).
ntv-Meteorologe Pfaff ergänzte, die Sonnenstunden des Winters erreichten gerade etwa 90 Prozent des Solls. "Doch die waren ziemlich ungerecht verteilt. Während der Norden viel zu wenig Sonne bekam - in Hamburg waren es insgesamt nur 77 Stunden Sonnenschein - durfte sich der Süden über mehr Sonne als normal freuen: In München kamen sogar 276 Stunden zusammen, also fast 200 Stunden mehr als in Hamburg."
Wetter-Experten hierzulande orientieren sich am meteorologischen Winter, der vom 1. Dezember bis zum 28. Februar dauert. Auch aus statistischen Gründen berechnen die Forscher ihre Daten in ganzen Monaten.
Quelle: ntv.de, jog/dpa