Finanzminister warnt vor Kollaps 64 Prozent der Ukrainer gehen nicht mehr ihrer Arbeit nach
22.04.2022, 16:51 Uhr
Flucht und Evakuierung prägen nunmehr das Leben vieler Ukrainer - weniger die tägliche Arbeit.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Während Russland sein Ziel bekräftigt, die Ukraine im Osten wie im Süden vollständig zu unterwerfen, beschreibt der ukrainische Finanzminister Martschenko die desaströsen wirtschaftlichen Folgen des Krieges für die eigene Bevölkerung. Er warnt auch vor Auswirkungen auf die EU.
Der ukrainische Finanzminister Serhij Martschenko hat angesichts des Krieges in seinem Land vor einem Kollaps der Wirtschaft gewarnt. Drei Viertel des Bruttoinlandsprodukts seines Landes seien seit Beginn der Kämpfe bereits verloren gegangen, zitierte der "Spiegel" den Minister. Demnach äußerte er sich im Gespräch mit seinen Amtskollegen der Eurogruppe laut Teilnehmern bei deren Treffen kürzlich in Luxemburg.
Martschenkos Angaben zufolge konnten zuletzt 64 Prozent der Erwerbstätigen in der Ukraine nicht mehr ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen. Die Einnahmen des ukrainischen Staates seien stark gesunken und die Lücke wachse mit jedem Kriegstag weiter an, zitierte das Nachrichtenmagazin den Minister weiter.
Martschenko war bei dem Treffen in der vorvergangenen Woche per Video zugeschaltet. Bei dem Gespräch warnte er laut Bericht die Europäer auch vor "katastrophalen Auswirkungen, auch auf die EU", sollten die ukrainischen Bauern bis Mai nicht ihre Aussaat vornehmen können. Fast zehn Prozent der weltweiten Getreidelieferungen entfielen zuletzt auf die Ukraine.
Russland forciert "zweite Phase" des Kriegs
Hierzulande hat die Furcht vor Engpässen wegen des Ukraine-Kriegs bereits zu Hamsterkäufen geführt. Leere Regale gab es zuletzt unter anderem bei Sonnenblumenöl und Mehl. Teils sahen sich Supermärkte dazu gezwungen, die Abgaben pro Haushalt zu rationieren.
Russland unterstrich unterdessen sein Ziel, im Krieg gegen die Ukraine die vollständige Kontrolle über den gesamten Donbass sowie den Süden des Landes zu erreichen. Dies sei seit Beginn der "zweiten Phase der Spezialoperation" eine der Aufgaben der Armee, sagte Generalmajor Rustam Minnekajew heute laut russischen Nachrichtenagenturen. Mit der Eroberung des Donbass und des Südens könne eine "Landverbindung" zur annektierten Krim-Halbinsel geschaffen werden, so Minnekajew.
Quelle: ntv.de, mpe/AFP