"Öl ins nationalistische Feuer" Außenpolitiker verärgert über Erdogan-Anreise
05.07.2024, 00:02 Uhr Artikel anhören
"Kritik an der dummen Geste eines Fußballspielers ist kein guter Grund": Die Reise des türkische Präsident Erdogan zum Viertelfinale löst keine Vorfreude aus.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Der Ärger um den Wolfsgruß eines türkischen Nationalspielers bei der Fußball-EM wächst sich zu einer schweren diplomatischen Verstimmung zwischen Ankara und Berlin aus. Dass Präsident Erdogan unterstützend zum Viertelfinale anreist, sorgt bei Außenpolitikern von SPD und Union für Missfallen.
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth, hat den geplanten Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beim Viertelfinalspiel der Fußball-Europameisterschaft gegen die Niederlande in Berlin kritisiert. "Die Fußball-EM ist ein Fest der Völkerverständigung und bisher ein großer Erfolg", sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Leider trüben einzelne nationalistische Vorfälle in den Fanblöcken und zuletzt bei der türkischen Nationalmannschaft das Ereignis."
Politiker müssten dagegen vorgehen und für Völkerverständigung werben, fügte Roth hinzu. "Präsident Erdogan macht aber das genaue Gegenteil, indem er Öl in das nationalistische Feuer gießt. Erst bestellt er den deutschen Botschafter ein und reist nun zum Spiel." Erdogan wolle so die türkeistämmige Community in Deutschland spalten, weil er auf ihre Unterstützung bei Wahlen angewiesen sei und ihre Integration in Deutschland ablehne.
"Werbung für türkischen Nationalismus unterlassen"
Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt, erklärte mit Blick auf den Wolfsgruß des türkischen Nationalspielers Merih Demiral beim Spiel gegen Österreich: "Die legitime deutsche Kritik an der dummen Geste eines türkischen Nationalspielers ist kein guter Grund für Erdogans Erscheinen in Deutschland. Werbung für türkischen Nationalismus sollte er unterlassen." Der sogenannte Wolfsgruß stehe für Ausschluss, Diktatur und Unfreiheit. Auf einem Fußballfeld habe er nichts verloren.
Der CDU-Politiker sagte weiter: "Wenn Erdogan Sorge um die Menschenrechte in Deutschland hat, dann soll er sich an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wenden. Dort freut man sich über Aufmerksamkeit aus Ankara, schließlich sind noch etliche Urteile gegen ungerechtfertigte Inhaftierungen Oppositioneller in der Türkei von der Türkei nicht vollzogen worden. Dazu wäre die Türkei aber nach den Statuten verpflichtet."
Quelle: ntv.de, mau