Politik

Zu bewölkt für Luftunterstützung Bodenoffensive wird angeblich verschoben

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Nachdem Israel die Bewohner von Gaza-Stadt zur Flucht auffordert, wird damit gerechnet, dass die Armee noch am Wochenende in den Gazastreifen einrückt. Nun scheint sich der Beginn der Bodenoffensive zu verzögern - aber nicht aus humanitären Gründen.

Israels Militär hat den geplanten Einmarsch in den Gazastreifen einem US-Medienbericht zufolge wegen widriger Wetterbedingungen um einige Tage verschoben. Die Bodenoffensive hätte eigentlich schon dieses Wochenende beginnen sollen, sei aber wegen des bewölkten Himmels und der deswegen erschwerten Sicht für Piloten und Drohnen vertagt worden, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf drei namentlich nicht genannte, ranghohe israelische Offiziere.

Nach dem Massaker der Hamas in Israel vergangene Woche ist das Ziel des Einsatzes, die politische und militärische Führungsebene der in den USA und Europa als terroristische Vereinigung eingestuften Islamistenorganisation zu eliminieren. Dafür ist die größte Bodenoperation Israels seit dem Einmarsch in den Libanon im Jahr 2006 geplant - eine Offensive, die wegen der enormen Risiken in dem mit zwei Millionen Menschen bevölkerten Landstrich bislang vermieden wurde.

Gefahr durch Tunnelsystem

Die Militäroperation berge die Gefahr, dass sich Israel in monatelange blutige Häuserkämpfe verstricke, schreibt die "New York Times". Mutmaßlich hätten sich Zehntausende von Hamas-Kämpfern in Bunkern und dem Hunderte Kilometer langen unterirdischen Tunnelsystemen unter Gaza-Stadt und den umliegenden Teilen des nördlichen Gazastreifens verschanzt. Israels Armee geht demnach davon aus, dass die Hamas versuchen wird, ihr Vorankommen zu behindern, indem sie Tunnel sprengt, während die Bodentruppen über sie vorrücken. Weiter rechnet sie damit, dass die Hamas versuchen wird, durch geheime Tunnelausgänge hinter die israelischen Linien zu gelangen und von hinten anzugreifen. Ein strategisches Dilemma sei zudem, dass die Terroristen sich unter der Erde besonders effektiv mit Geiseln verschanzen könnten.

Neben Infanterieeinheiten werde Israels Eingreiftruppe auch Panzer und Pioniere umfassen, erklärten die Offiziere laut der Zeitung. Die Bodentruppen bekämen Deckung von Kampfflugzeugen, Kampfhubschraubern, Drohnen und Artillerie vom Land wie auch vom Meer aus, hieß es. Israelische Beamte warnen davor, dass die Hamas israelische Geiseln töten und Zivilisten als menschliche Schutzschilde einsetzen könnte. Zudem hätten sie das Gebiet mit Sprengfallen übersät, berichtete die Zeitung.

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Wie die Offiziere sagten, wurden angesichts der heiklen Einsatzbedingungen die Regularien gelockert. So könnten die Soldaten im Gazastreifen schneller auf mutmaßliche Feinde schießen. Außerdem habe die Armee in den letzten Tagen ein zusätzliches Training für den Kampf in zerstörten städtischen Umgebungen erhalten.

Palästinensische Terroristen hatten vergangenes Wochenende im Auftrag der Hamas ein Massaker unter israelischen Zivilisten in Grenzorten und auf einem Musikfestival angerichtet. Mehr als 1300 Menschen wurden getötet. Israel antwortet seither mit heftigen Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen, wo nach palästinensischen Angaben vom Samstag mindestens 2228 Menschen getötet und 8744 weitere verletzt wurden. Am Freitag waren erste Aufklärungseinheiten der Armee in den Gazastreifen vorgerückt.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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