Politik

Regierung rät von B-Wort ab Britische Beamte sollen "Brexit"-Begriff meiden

Wirtschaftlich ist der Brexit für das Vereinigte Königreich bislang ein Desaster, der Frust unter den Briten ist groß.

Wirtschaftlich ist der Brexit für das Vereinigte Königreich bislang ein Desaster, der Frust unter den Briten ist groß.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Mit dem bösen B-Wort assoziiert die britische Bevölkerung nicht unbedingt den Ausdruck "Brexit". Bis jetzt. Denn der neue Sprachratgeber der Regierung empfiehlt den Beschäftigten in Großbritanniens Behörden, das Wort möglichst nicht mehr in den Mund zu nehmen.

Don't mention the Brexit - bitte den Brexit nicht erwähnen. Um das leidige Thema des EU-Austritts endlich hinter sich zu lassen, sollen britische Regierungsmitarbeiter den Begriff möglichst vermeiden. Das geht aus einem Ratgeber der Regierung zu Sprache hervor. "Sie können den Begriff 'Brexit' verwenden, um den historischen Kontext herzustellen, aber es ist besser, möglichst genaue Daten zu verwenden", heißt es dort, wie mehrere britische Medien berichteten.

Der Brexit hat erhebliche Auswirkungen auf die britische Wirtschaft und sorgt auch nach einem Jahr immer wieder für Probleme. Das Vereinigte Königreich war Ende Januar 2020 aus der EU ausgetreten und hatte zum 1. Januar 2021 auch die EU-Zollunion und den Binnenmarkt verlassen. Zahlreichen Unternehmen fehlen nun Arbeitskräfte wegen eines Mangels an EU-Beschäftigten, dafür müssen sie wegen gestiegener Zoll- und Transportgebühren höhere Kosten schultern.

Teurer und aufwendiger: Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine Branche ihre Brexit-Sorgen publik macht. Zuvorderst merkt es der britische Arbeitsmarkt. Weit mehr als eine Million freie Stellen gibt es dort. Die Aufsichtsbehörde Office for Budget Responsibility (OBR) kommt zu dem Schluss, der EU-Austritt werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um vier Prozent verringern. Heruntergebrochen bedeutet das laut Ulrich Hoppe, Chef der Deutsch-Britischen Handelskammer in London, dass jeder Brite ein Jahr länger arbeiten muss.

Bei einer solchen Häufung von negativen Konsequenzen verwundert es nicht, dass Regierungsbeamte bei der Kommunikation mit der Bevölkerung lieber nicht auf den "Brexit"-Begriff setzen sollten. Als Alternativen schlägt der Ratgeber der Regierung vor, lieber "31. Dezember 2020" zu nutzen anstelle des B-Worts. Für Formulierungen, die sich um die Zeit der Verhandlungen und die anschließende Übergangsphase drehen, solle "vor dem 31. Dezember 2020" genutzt werden, und für alle Bezüge auf die Zeit seit dem Brexit besser "nach dem 1. Januar 2021".

Quelle: ntv.de, lve/dpa

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