Stiftungskapital soll reichen Bund reduziert Zuschüsse für Stiftung Warentest
22.01.2022, 10:57 Uhr
Viele Menschen informieren sich vor größeren Anschaffungen bei der Stiftung Warentest.
(Foto: picture alliance/dpa)
Viele Menschen vertrauen vor dem Kauf auf das Urteil von Stiftung Warentest. Die erhält bisher auch Geld aus dem Bundeshaushalt. Doch das wird einem Bericht zufolge nicht mehr lange der Fall sein.
Der Bund will sich demnächst aus der Finanzierung der "Stiftung Warentest" zurückziehen. Das berichtet die "Welt" unter Berufung auf Informationen aus dem Verbraucherschutzministerium. In diesem Jahr fließen demnach noch 970.000 Euro an die Stiftung, 2023 sollen es noch einmal 490.000 Euro sein. Ab 2024 soll sich die Stiftung Warentest dann aus den Erträgen des "zuletzt kräftig aufgestockten Stiftungskapitals finanzieren".
Die Stiftung Warentest wurde 1964 als unabhängige Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet. Nach eigenen Angaben unterzieht sie jedes Jahr mehr als 25.000 Produkte ihren Tests. Dafür werden Produkte anonym gekauft oder Dienstleistungen verdeckt in Anspruch genommen. Diese werden dann nach wissenschaftlichen Methoden von unabhängigen Instituten bewertet. Die Beurteilungen liegen zwischen "sehr gut" und "mangelhaft".
Ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums teilte gegenüber ntv.de mit, dass die finanzielle Unabhängigkeit der Stiftung Warentest "ausdrückliches Ziel der Stiftungskapitalerhöhung in 2016/2017" gewesen sei. Sie entspreche ihrem eigenen Wunsch. Mittlerweile sei die Stiftung "sehr gut aufgestellt". Das Ministerium betont: "Die schrittweise Abschmelzung der staatlichen Zuschüsse stellt somit einen klaren Erfolg dar und ist kein Signal einer Distanzierung des Bundes von der Stiftung."
Bisher Ausgleichszahlung vom Staat
Weil die Organisation ihrer Satzung zufolge keine Einnahmen aus Werbeanzeigen erzielen darf, bekommt sie eine jährliche Ausgleichszahlung vom Staat. Diese macht der Stiftung Warentest zufolge aktuell gut drei Prozent ihrer Einnahmen aus. Zum größten Teil finanziere sie sich aber durch den Verkauf ihrer Publikationen, so die Stiftung. Dazu gehören auch die regelmäßig erscheinenden "Test"-Hefte, von denen das erste schon 1966 veröffentlicht wurde. Es beschäftigte sich übrigens mit der Qualität von Nähmaschinen. Inzwischen versteht sich die Stiftung auch als Bildungsanbieter, die unter anderem jungen Leuten kritisches Konsumverhalten nahebringen will.
Gegenüber ntv.de heißt es aus dem Verbraucherschutzministerium: "Mit der letzten Stiftungskapitalerhöhung um insgesamt 100 Millionen Euro" sei die Stiftung ihrem Ziel der finanziellen Unabhängigkeit von staatlicher finanzieller Unterstützung "deutlich nähergekommen". In diesem Haushaltsjahr erhalte sie deshalb voraussichtlich nur noch einen reduzierten jährlichen Zuschuss "von 970.000 Euro und 2023 voraussichtlich letztmalig 490.000 Euro". Dies stehe jedoch unter Vorbehalt der Ergebnisse des Haushaltsverfahrens.
Statt der Stiftung Warentest unterstützt der Bund dem "Welt"-Bericht zufolge den Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) stärker. Die Dachorganisation der 16 Verbraucherschutzorganisationen erhalte 2022 demnach rund 23,8 Millionen Euro aus der Staatskasse. Das ist eine halbe Million Euro mehr als im vergangenen Jahr. Allerdings sei das Haushaltsverfahren noch nicht abgeschlossen, so das Ministerium.
Quelle: ntv.de, sba/mbe