Sinkt Wahlbeteiligung bei Schwarzen? Clinton droht ein Blackout
02.11.2016, 18:08 Uhr
Ein Besuch bei einer Konferenz afroamerikanischen Kongressmitglieder: Clinton wirbt intensiv um schwarze Wähler. Das Momentum aus dem Obama-Wahlkampf scheint aber nachgelassen zu haben.
(Foto: REUTERS)
Als Barack Obama kandidierte, stieg die Wahlbeteiligung von Afroamerikanern auf ein historisches Hoch. Bei Frühwähler-Analysen zeichnet sich ab: Hillary Clinton kann den Enthusiasmus, den Obama auslöste, nicht aufrechterhalten.
Die US-Präsidentschaftswahlen sind erst am 8. November, doch mehrere zehn Millionen Amerikaner haben schon von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihre Stimme frühzeitig abzugeben.
Für wen sie sich entschieden haben, ist natürlich noch unbekannt, aber wer seine Stimme abgegeben hat, gibt womöglich Aufschluss über den Ausgang der Wahl.
In Bundesstaaten wie North Carolina, Florida und Ohio ist die Wahlbeteiligung von Afroamerikanern laut einem Bericht der "New York Times" drastisch zurückgegangen. Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton stellt das vor ein Problem. Schwarze Amerikaner stimmen, wie die meisten Minderheiten in den USA, überproportional häufig für die Demokraten.
Im Bericht der "New York Times" ist von Einbrüchen von bis zu 16 Prozent je nach Staat und Region die Rede.
Für diesen Trend führt das Blatt mehrere Gründe auf. So verweist die Zeitung auf ein Bundesgericht, dass den Republikanern einen "fast chirurgischen" Angriff auf die Wahlbeteiligung Schwarzer vorwarf. Zum Beispiel dadurch, dass republikanische Kommunalpolitiker in bestimmten Regionen besonders wenige Wahllokale zur Verfügung stellen, was für viele potenzielle Frühwähler lange Anfahrtswege bedeutet. In Guilford County im Bundesstaat North Carolina etwa, wo ein Drittel der Bevölkerung schwarz ist, sank die Zahl der Orte für eine Stimmabgabe von 16 auf einen.
Demokraten werfen den Republikanern zudem vor, Wähler, die offensichtlich einer Minderheit angehören, vor dem Gang zur Urne abzuschrecken, indem sie eine Drohkulisse aufbauen. Das Lager des republikanischen Kandidaten Donald Trump warnt immer wieder vor drohendem Wahlbetrug und forderte seine Anhänger auf, vor Ort Präsenz zu zeigen, um diesen zu verhindern. Und es gibt demnach noch einen weiteren, womöglich noch bedeutsamen Grund für die sich abzeichnende verhaltene Wahlbeteiligung der Afroamerikaner – den Obama-Faktor.
Ist das Obama-Phänomen überbewertet?
Als Barack Obama dazu ansetzte, erster schwarzer Präsident der Vereinigten Staaten zu werden, und als er nach seinem Sieg vier Jahre später auch für eine zweite Amtszeit kandidierte, erreichte die Wahlbeteiligung der Schwarzen einen historischen Höhepunkt. Marc Farinella, der 2008 den Wahlkampf für Obama in North Carolina führte, sagte der "New York Times", dass der Enthusiasmus offensichtlich abgenommen habe, nun da klar sei, dass Obama das Weiße Haus verlassen werde.
Hillary Clinton und ihre Demokraten drohen an der Aufgabe zu scheitern, das Obama-Phänomen vom Kandidaten zu lösen und für sich verwertbar zu machen. Farinella sagte aber auch: "Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das wirklich nötig ist." Vielleicht, so die These, kann Clinton den Verlust bei Schwarzen ausgleichen.
Die Demokraten setzen dabei vor allem auf die Hispanics, die Trump für Clinton mobilisiert - mit Behauptungen wie der, dass mexikanische Einwanderer Vergewaltiger seien oder seiner Forderung, eine Mauer zu Mexiko von den Mexikanern selbst finanzieren zu lassen.
Auch Frauen mit höheren Bildungsniveau, die einst für die Republikaner gestimmt haben, könnten sich dieses Mal für die Demokraten entscheiden. Dazu beitragen dürften mit Sicherheit auch Trumps sexistische Ausfälle.
Doch ob das ausrechnet, ist kurz vor dem entscheidenden Wahltag ungewiss. Clinton hat wegen ihrer E-Mail-Affäre zuletzt ihren bereits beachtlichen Vorsprung eingebüßt. In einer Umfrage der "Washington Post" und des Senders ABC liegt Trump zum ersten Mal seit Mai gar wieder vor Clinton.
Quelle: ntv.de, ieh