Fotografierte "sensible Zone" Deutscher offenbar im Iran festgenommen
17.01.2023, 18:40 Uhr Artikel anhören
Im Laufe der seit September andauernden Proteste wurden Hunderte festgenommen und zahlreiche Todesurteile vollstreckt.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
In der Vergangenheit sind bereits mehrere europäische Staatsbürger im Iran festgenommen und verurteilt worden. Nun wird ein Mann festgenommen, weil er angeblich sensible Aufnahmen gemacht hat. Die Deutsche Botschaft bemüht sich um Aufklärung.
Im Iran ist einem Medienbericht zufolge ein deutscher Staatsbürger festgenommen worden. Der Mann sei festgenommen worden, "als er Erdölanlagen in der Stadt Omidiyeh fotografierte", berichtete das Portal der vom iranischen Staatsfernsehen betriebenen Zeitung "Dscham-e-Dscham". Dabei handele es sich um eine "sensible Zone". Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, die iranische Berichterstattung sei zur Kenntnis genommen worden. Die deutsche Botschaft bemühe sich "mit Hochdruck um Aufklärung".
Angaben zur Identität des Festgenommenen und dem Zeitpunkt der Festnahme machte "Dscham-e-Dscham" nicht. Omidiyeh liegt im Südwesten des Iran in der Provinz Chusestan, in der sich die größten Erdölvorkommen des Landes befinden. Im Iran gibt es seit Monaten Proteste, die durch den Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst wurden. Sie war am 16. September gestorben, nachdem die Sittenpolizei sie in Teheran wegen eines Verstoßes gegen die strikte Kleiderordnung festgenommen hatte.
Es gab im Laufe der Proteste hunderte Festnahmen, internationale Empörung löste auch die Vollstreckung einer Reihe von Todesstrafen im Iran aus. Die Todesstrafe droht auch dem im August 2020 im Iran festgenommenen deutsch-iranischen Dissidenten Dschamschid Scharmahd. Ihm wirft die Justiz vor, an einem Anschlag auf eine Moschee in der südiranischen Stadt Schiras im Jahr 2008 beteiligt gewesen zu sein, bei dem 14 Menschen getötet wurden. Außerdem soll er sich der Korruption schuldig gemacht haben.
Im August 2021 war die deutsch-iranische Menschenrechtsaktivistin Nahid Taghavi zu zehn Jahren Haft wegen "Mitgliedschaft in einer illegalen Gruppe" und zu acht Monaten wegen "Propaganda gegen das Regime" verurteilt worden. Erst vor rund einer Woche hatte die iranische Justiz bekannt gegeben, dass der vor fast einem Jahr im Iran festgenommene belgische Entwicklungshelfer Olivier Vandecasteele für über zwölf Jahre ins Gefängnis muss.
Quelle: ntv.de, lar/AFP/dpa