Politik

Selbstmordanschlag von Ansbach Diese Erkenntnisse gibt es über den Täter

Die Ermittler befassen sich mit den genauen Hintergründen der Tat.

Die Ermittler befassen sich mit den genauen Hintergründen der Tat.

(Foto: dpa)

Nach jeder Gewalttat im öffentlichen Raum steht derzeit die bange Frage im Raum: Steckt die Dschihadistenmiliz IS dahinter? Auch der Selbstmordattentäter von Ansbach steht unter Verdacht, Verbindungen zum "Islamischen Staat" zu haben. Was bislang über den Angreifer bekannt ist.

Wer war der Täter?

Der 27-jährige Selbstmordattentäter ist ein abgelehnter Asylbewerber aus Syrien. Er kam aus der Stadt Aleppo und war Kriegsversehrter. Im Jahr 2014 war er nach Deutschland eingereist. Sein Asylantrag sei abgelehnt worden, weil der Mann zuvor bereits in Bulgarien und anschließend in Österreich ein Schutzersuchen gestellt habe, sagte Innenminister Thomas de Maizière. Die angedrohte Abschiebung nach Bulgarien - das den Asylantrag akzeptiert hatte - sei aber nicht geschehen, weil der Syrer psychische Atteste vorgelegt habe. Stattdessen erhielt er eine zweijährige Duldung. In dieser Zeit soll der Mann zwei Selbstmordversuche unternommen haben und auch in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden sein. Der Polizei war der Mann wegen Drogen- und Nötigungsdelikten bekannt. Am 13. Juli sei der Mann erneut aufgefordert worden, innerhalb von 30 Tagen Deutschland zu verlassen. Er hatte die Möglichkeit, dagegen Einspruch einzulegen.

Warum sprengte er sich in die Luft?

Auf einem Handy des Täters fanden die Ermittler ein Bekennervideo. Darin kündigte er "ausdrücklich einen Racheakt gegen die Deutschen" an, "weil sie sich dem Islam in den Weg stellen, als Vergeltung für das Umbringen von Muslimen", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. In einer ersten Übersetzung des arabischen Textes heiße es, der Täter handle im Namen Allahs. Der Mann beziehe sich auf Abu Bakr al-Baghdadi, den Anführer der Terrormiliz IS.

Nachdem sich Herrmann geäußert hatte veröffentlichte das IS-nahe Medium "Amak", der Täter sei "Aufrufen" gefolgt, die Staaten der internationalen Militärkoalition gegen den IS im Irak und in Syrien "ins Visier zu nehmen". Der IS bezeichnete ihn als seinen "Soldaten". Worin genau die Verbindung bestanden haben soll, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

Wie hatte er sich vorbereitet?

In der Unterkunft des Täters seien zwei Handys gefunden worden mit mehreren weiteren Sim-Karten sowie ein Laptop, sagte Herrmann. Eine erste Auswertung habe Hinweise darauf gegeben, dass Gewaltvideos mit islamistischer Ausrichtung und salafistischem Inhalt dabei seien. Das Allermeiste sei auf Arabisch.

Welche Verbindungen hatte er?

Sollte sich der Täter dem IS zugehörig gefühlt haben, kann seine Annäherung auch rein virtuell geschehen sein. Die Terrormiliz habe sektenartige Methoden entwickelt, wie er Haltlose für den Dschihad gewinnen kann, meinen Experten. Religion sei bei alledem nur eine Zutat, sagt Terrorismusexperte Michael Jenkins vom Rand-Institut in den USA. Dabei würden persönliche Frustration und Gefühle von Ungerechtigkeit ausgenutzt.

Oftmals hätten die Täter vom Islam nur bescheidene Kenntnisse, sagte Jenkins. "Kurze Begegnungen im Internet" seien in solchen Fällen die einzigen Verbindungen. Die Täter aber könnten sich sicher sein, dass der IS ihnen applaudiere und sie "zu Helden erklärt". Jeder einzelne Attentäter werde damit zum "Teil eines epischen Kampfes", fügte Jenkins hinzu. "Sie bekommen einen Weg ins Paradies aufgezeigt." Der IS wende sich an jene, "die bereits zwischen einer Fantasiewelt und der Realität hin- und herschlittern". So werde der IS zum "Magneten für Psychopathen".

Was wollen die Ermittler noch wissen?

Noch geklärt werden müsse, inwieweit der Täter militärische Zusammenhänge hatte, sagte der mittelfränkische Polizeivizepräsident Roman Fertinger. Von den Handys seien Messenger-Gespräche gesichert worden. Diese würden ebenso ausgewertet wie die Funkzellen, in denen sich die Handys befunden hatten. Bei den Ermittlungen gehe es auch darum, mögliche Verbindungen zu Hintermännern aufzuklären, sagte Oberstaatsanwalt Michael Schrotberger: "Hier sind wir erst am Anfang."

Quelle: ntv.de, rpe/dpa

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