Nach Gewalt bei Festnahme Drei Frankfurter Polizisten suspendiert
19.08.2020, 17:47 Uhr
Einer der Beamten war bereits bei der Festnahme von seinem Vorgesetzten zur Seite genommen worden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Video sorgt für Entsetzen: Äußerst rabiat nehmen Frankfurter Polizisten am Wochenende einen 29-Jährigen fest. Gegen die Beamten wird nun ermittelt. Vom Dienst sind sie vorerst ausgeschlossen.
Nach der Auswertung eines zweiten Videos eines umstrittenen Polizeieinsatzes in Frankfurt am Main sind inzwischen drei Polizisten vom Dienst suspendiert worden. Ihnen wurde das Führen der Dienstgeschäfte verboten, wie das Polizeipräsidium Frankfurt mitteilte. Nach dem Einsatz in der Nacht zum Sonntag waren im Internet zwei Videos aufgetaucht, die zeigten, wie Polizisten auf den am Boden liegenden beziehungsweise schon in einem Polizeiauto sitzenden Mann eintreten.
Gegen einen ersten Beamten war bereits ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, die zwei weiteren kamen nun nach Auswertung des zweiten Videos hinzu. Dieses Video sei von besserer Qualität, die Handlungen und die Festnahme eines Mannes im Stadtteil Sachsenhausen seien darauf klarer und deutlicher als auf einem ersten Video zu erkennen.
Die Polizei hatte nach der Festnahme mitgeteilt, dass der Aktion ein Platzverweis gegen eine alkoholisierte Gruppe vorausgegangen war. Mehrere Menschen hätten die Beamten daraufhin beleidigt. Der 29-Jährige soll Polizisten zudem ins Gesicht gespuckt haben. Anschließende widersetzte er sich der Festnahme, "sodass er zu Boden gebracht wurde und sein Widerstand gebrochen werden musste". Bei der Festnahme "soll es zu unzulässiger Gewaltanwendung seitens der Polizeibeamten" gekommen sein. "In dieser Phase schaltete sich der Einsatzleiter ein, nahm einen Polizeibeamten zur Seite und meldete später den Vorfall intern", hieß es weiter.
Polizisten machen "mit wenigen Ausnahmen sehr guten Job"
Nicht nur der Frankfurter Einsatz hatte zuletzt eine Debatte ausgelöst, hinzu kamen auch Videos von Polizeiaktionen in Düsseldorf und Hamburg. Auf dem Handy-Video aus Hamburg etwa war zu sehen, wie mehrere Beamte einen Jugendlichen niederringen. In einer längeren Fassung des Videos ist zu erkennen, dass der Jugendliche sich zuvor gegen zwei Polizistinnen und zwei Polizisten heftig gewehrt hatte und sie immer wieder kräftig zur Seite schubste.
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin sagte, deutsche Polizisten mit ihrer dreijährigen Ausbildung gälten als die bestausgebildeten der Welt. Die ungefähr 300.000 Polizistinnen und Polizisten im Land machten "mit wenigen Ausnahmen einen sehr guten Job", handelten verhältnismäßig und stünden auf dem Boden der Gesetze. Die Aufarbeitung einzelner Vorfälle müsse vor Ort geschehen.
Mit Ausnahme von Bundespolizei und Bundeskriminalamt ist Polizei in Deutschland Ländersache. "Man kann anhand von kleinen Videoschnipseln, möglicherweise noch ohne Ton, nicht auf den gesamten Sachverhalt schließen", sagte der Ministeriumssprecher. "Das ist Aufgabe der Behörden vor Ort, das passiert auch." Im Zweifel komme es zu Disziplinarverfahren oder strafrechtlichen Ermittlungen.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP