Politik

Fällt der Gipfel mit Kanada aus? EU entscheidet über Ceta

Auch in Polen gingen Menschen gegen Ceta auf die Straße.

Auch in Polen gingen Menschen gegen Ceta auf die Straße.

(Foto: dpa)

Die kleine Wallonie macht der EU einen Strich durch die Rechnung und blockiert das ausgehandelte Freihandelsabkommen mit Kanada. Nun mobilisiert Brüssel alle Kräfte, um den Gipfel mit Kanada nicht platzen zu lassen.

Die Europäische Union wird heute voraussichtlich über die geplante Unterzeichnung ihres Handelspakts mit Kanada entscheiden. Aus EU-Kreisen hieß es, EU-Ratspräsident Donald Tusk werde am Nachmittag mit EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker beraten und mit dem belgischen Premier Charles Michel klären, ob Belgien dem fertig ausgehandelten Ceta-Abkommen zustimmen kann.

TTIP und Ceta

Die Kürzel TTIP und Ceta stehen für Freihandelsverträge, über die seit Jahren verhandelt wird. Dass TTIP jemals in Kraft tritt, gilt mittlerweile als unwahrscheinlich - nicht zuletzt, weil Wirtschaftsminister Gabriel das geplante Abkommen mit den USA für gescheitert erklärt hat. Dagegen ist das europäisch-kanadische Abkommen Ceta zwar noch nicht beschlossen, aber fertig. Generell kritisieren Organisationen wie Attac, Ceta und TTIP seien eine Gefahr für europäische Sozial- und Umweltstandards. Befürworter sagen dagegen, Freihandel sorge für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze.

Anschließend werde Tusk mit Kanadas Premier Justin Trudeau entscheiden, ob der EU-Kanada-Gipfel stattfindet. Ohne Zustimmung Belgiens wäre der für Donnerstag geplante Gipfel wohl sinnlos, hieß es.

Die belgische Region Wallonie sperrt sich gegen das Abkommen, vor allem wegen innenpolitischer Spannungen und der Sorge vor sinkenden Sozialstandards. Belgien braucht zur Zustimmung aber grünes Licht der von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Region - und die EU wiederum benötigt das Einvernehmen aller 28 Mitgliedstaaten. Deshalb ist fraglich, ob das Abkommen wie eigentlich geplant am Donnerstag unterzeichnet werden kann.

Druck auf Wallonie ausgeübt?

Die kanadische Handelsministerin Chrystia Freeland hatte am Freitag selbst versucht, wallonische Parlamentarier in Namur vom Handelsvertrag zu überzeugen, dann aber enttäuscht aufgegeben und bezweifelt, dass Ceta überhaupt zustande kommen werde. Freeland, die bereits abreisen sollte, war jedoch von weiteren Verhandlungen überzeugt worden.

Mit Ceta sollen Zölle und andere Handelshemmnisse zwischen der EU und Kanada abgebaut werden, um Jobs und Wirtschaftswachstum zu schaffen. Ceta-Kritiker befürchten unter anderem Nachteile für die Landwirtschaft, die Senkung von Verbraucher- und Umweltstandards sowie generell eine Rechtslage, die Unternehmensinteressen über die der Allgemeinheit stellt.

Strittig ist auch, ob Belgien und die Wallonie unbotmäßigem Druck ausgesetzt wurden, um den Deal zu besiegeln. Ein Regierungssprecher Michels sagte der Agentur Belga zufolge, EU-Ratschef Tusk habe dem belgischen Premier Montagabend als Ultimatum genannt. Von EU-Diplomaten hieß es hingegen, es gehe nicht um Fristen.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

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