Furcht vor Gas-Unterbrechungen Ein Drittel der Deutschen hat schon vorgesorgt
04.10.2022, 15:34 Uhr
Wer einen Holzofen hat, fühlt sich womöglich besser auf etwaige Energieengpässe vorbereitet.
(Foto: IMAGO/Christian Ender)
35 Prozent der Befragten im RTL/ntv-Trendbarometer haben Heizgeräte oder Öfen gekauft, um im Falle eines Engpasses beim Gas ihre Wohnung warmzuhalten. Unter den hohen Energiepreisen leidet die übergroße Mehrheit der Deutschen schon jetzt.
Die drohende Energiekrise und die hohe Inflationsrate nehmen in der Öffentlichkeit derzeit viel Raum ein. Die Befragten im RTL/ntv-Trendbarometer fühlen sich in sehr großer Mehrheit (87 Prozent) von den höheren Preisen für Strom, Gas oder Heizöl besonders stark belastet. Kaum weniger (78 Prozent) leiden stark unter den höheren Preisen für Lebensmittel des täglichen Bedarfs.
Zwei Drittel (68 Prozent) geben an, dass sich die höheren Preise für Benzin und Diesel besonders negativ auf ihren Haushalt auswirken. Die Hälfte der Bundesbürger (51 Prozent) sieht auch sehr negative Auswirkungen durch Einbußen bei Geldanlagen und die Minderung des eigenen Vermögens. Die gestiegenen Kosten für Anschaffungen im Haushalt sehen 45 Prozent, die höheren Preise für Dienstleistungen, zum Beispiel bei Handwerkern, 41 Prozent als besondere Belastungen für den eigenen Haushalt.
Jeweils etwa ein Drittel der Befragten gibt an, dass die höheren Preise in der Gastronomie (33 Prozent) beziehungsweise die höheren Preise für Bekleidung und Schuhe (29 Prozent) für den eigenen Haushalt besonders belastend sind.
In dieser Frage zeigen sich zwischen den einzelnen Altersgruppen Unterschiede. So werden die höheren Preise bei Lebensmitteln, für Treibstoff, für Anschaffungen im Haushalt, für Dienstleistungen, in der Gastronomie sowie für Bekleidung und Schuhe von den über 60-Jährigen seltener als Belastung empfunden als von den mittleren und jüngeren Altersgruppen.
Viele Eltern leiden unter hohen Bekleidungspreisen
Die höheren Anschaffungskosten im Haushalt machen überdurchschnittlich häufig den Jüngeren unter 45 zu schaffen, die höheren Preise für Bekleidung und Schuhe am häufigsten den 30- bis 44-Jährigen, die mitten im Berufsleben stehen und auch häufiger Kinder zu versorgen haben.
Die gestiegenen Preise werden in fast allen Lebensbereichen von Beziehern höherer wie geringerer Einkommen in ähnlicher Weise als Belastung empfunden. Lediglich die Einbußen bei Geldanlagen und die Minderung des Vermögens werden von Befragten mit höheren Einkommen (von 4000 Euro und mehr) häufiger als besonders negative Entwicklung für ihren Haushalt genannt als von Beziehern geringerer Einkommen.
58 Prozent der Bundesbürger glauben, dass Deutschland nach dem vollständigen Stopp der Gaslieferungen aus Russland in den kommenden Herbst- und Wintermonaten genügend Gas aus anderen Quellen beziehen kann, um den Bedarf der privaten Haushalte und der Wirtschaft sicherzustellen. 36 Prozent - mehrheitlich die Ostdeutschen (51 Prozent) und die AfD-Anhänger (60 Prozent) - fürchten, dass dies nicht möglich sein wird, sodass die Gasversorgung zeitweise unterbrochen werden muss.
Noch etwas optimistischer fällt die Einschätzung der Bundesbürger zur Sicherheit der Stromversorgung in den nächsten Monaten aus. 66 Prozent glauben, dass die Stromversorgung in Deutschland im Herbst und Winter immer gesichert sein wird. 31 Prozent - wiederum am ehesten die Ostdeutschen und die Anhänger der AfD - glauben, dass es zu zeitweiligen Abschaltungen der Stromversorgung kommen wird.
Zwei Drittel sind auf Gasknappheit nicht vorbereitet
Gut ein Drittel der Bundesbürger (35 Prozent) hat nach eigenem Bekunden Vorsorge getroffen für den Fall, dass die Energielieferung für den eigenen Haushalt unterbrochen wird, zum Beispiel durch den Kauf von elektrischen Heizgeräten, eines Holz- oder Kaminofens oder ähnlichem. 65 Prozent - unabhängig davon, ob sie im Haushalt mit Gas heizen oder nicht - haben bislang keine Vorkehrungen für eine mögliche Unterbrechung der Energieversorgung getroffen.
Wie bereits Anfang September ist nur eine Minderheit der Bundesbürger für eine Abschaltung der drei noch in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke bis Ende des Jahres (10 Prozent) beziehungsweise für den von Wirtschaftsminister Robert Habeck angekündigten vorübergehenden Weiterbetrieb von zwei der drei Atomkraftwerke bis Ende März 2023 (18 Prozent). Die große Mehrheit von 68 Prozent der Bundesbürger spricht sich stattdessen weiterhin dafür aus, alle drei Kernkraftwerke noch bis 2024 zur Stromerzeugung zu nutzen.
Auch von den Anhängern der Grünen sprechen sich 42 Prozent für einen Weiterbetrieb aller drei Kernkraftwerke und etwas weniger (35 Prozent) für den vorläufigen Weiterbetrieb von zwei Kernkraftwerken aus.
46 Prozent der Bundesbürger rechnen damit, dass Habeck die gegenwärtige Energiekrise bewältigen wird. Fast ebenso viele (47 Prozent) glauben das nicht. Die Anhänger der SPD (65 Prozent) und der Grünen (85 Prozent) glauben mehrheitlich, dass Habeck die Energiekrise bewältigen wird, während die FDP-Anhänger in dieser Frage gespalten sind. Dass Habeck die Energiekrise nicht bewältigen wird, fürchten mehrheitlich die Ostdeutschen (64 Prozent) sowie die Anhänger der CDU/CSU (58 Prozent) und der AfD (82 Prozent).
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland am 29. und 30. September 2022 erhoben. Datenbasis: 1008 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.
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Quelle: ntv.de, fni