Politik

Widerstand gegen die Militärs Ex-Rebell sagt Putschisten im Niger den Kampf an

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Rhissa Ag Boula war viele Jahre Rebellenführer im Niger.

Rhissa Ag Boula war viele Jahre Rebellenführer im Niger.

(Foto: picture alliance / Désirée von Trotha)

Im Niger putschen sich die Militärs an die Macht. Doch nun formiert sich Widerstand. Ein Minister der abgesetzten Regierung will den Putschisten die Stirn bieten. Als ehemaliger Rebellenführer verfügt er über Einfluss und Erfahrung.

In Niger gibt es erstmals seit dem Putsch Anzeichen für Widerstand im Land gegen die Militärs. Knapp zwei Wochen nach dem Umsturz hat ein Minister und einflussreicher früherer Tuareg-Rebellenführer eine Widerstandsbewegung in dem westafrikanischen Land ausgerufen. Rhissa Ag Boula, der vor dem Putsch Staatsminister war, kündigte in einer seit der vergangenen Nacht im Internet verbreiteten Mitteilung die Gründung des sogenannten Rats für den Widerstand für die Republik (CRR) an.

"Der CRR soll eine politische Bewegung sein, die darauf hinarbeitet, die Ordnung, die verfassungsmäßige Legalität und den Präsidenten Mohamed Bazoum in allen Funktionen wiederherzustellen", heißt es in dem auf Dienstag datierten Schreiben.

Am 26. Juli hatten Offiziere der Präsidialgarde im Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum entmachtet. Der Kommandeur der Eliteeinheit, Abdourahamane Tiani, ernannte sich im Anschluss zum neuen Machthaber. Kurz nach Tianis Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf.

Vom Rebellen zum Tourismusminister

"Niger ist das Opfer einer Tragödie, die von Leuten inszeniert wurde, die das Land schützen sollten." Der CRR werde "alle notwendigen Mittel einsetzen, um diese perfide Praxis der Infragestellung der Entscheidungen der Völker durch korrupte und unverantwortliche Militärs zu beseitigen", hieß es. Der Rat versichere, die Staaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) und ihre internationalen Partner zu unterstützen, insbesondere im Falle einer militärischen Intervention, um die Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung zu gewährleisten. Niger ist der weltweit siebtgrößte Produzent von Uran, dem am häufigsten verwendeten Brennstoff für die Kernenergie. Außerdem fördert das Land täglich 20.000 Barrel Öl.

Der frühere Rebellenführer Rhissa Ag Boula ist eine schillernde Gestalt in der Politik des Sahelstaats mit rund 26 Millionen Einwohnern, von dem rund zwei Drittel in der Saharawüste liegen. In den 1990er Jahren war er einer der Anführer des Aufstands der nomadischen Tuareg im an Algerien und Libyen grenzenden Norden des Landes und wurde im Zuge eines Friedensprozesses Tourismusminister.

Nach einer Anklage wegen Mordes an einem politischen Gegner griff er zwischen 2007 und 2010 erneut zu den Waffen. Im Zuge der Versöhnung der Regierung mit den Rebellen wurde Ag Boula danach Sonderberater des Präsidenten und diente seit 2016 als Staatsminister. Ohne die Unterstützung der Tuareg dürfte es den Militärs schwerfallen, den Norden des Landes unter Kontrolle zu bekommen.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa/rts

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