Analyse nach Wahldebakel Experte sieht Tories vor Zerreißprobe
06.07.2024, 09:47 Uhr
Nach seiner Wahlniederlage verließ Rishi Sunak zusammen mit seiner Frau Akshata Murty Downing Street.
(Foto: IMAGO/i Images)
Die britische Parlamentswahl endet für die Konservativen in einer Katastrophe. Die Partei hat ihr schlechtestes Ergebnis eingefahren. Nun steht sie vor einer Zerreißprobe, sagt ein Experte. Denn es gibt kaum noch eine Möglichkeit, die verschiedenen Flügel zusammenzuhalten.
Nach ihrer vernichtenden Niederlage bei der britischen Parlamentswahl sieht ein Experte die Konservative Partei vor einer Zerreißprobe. "Was von der Partei übrig ist, kann unmöglich vereint bleiben", sagte der Politologe Mark Garnett von der Universität Lancaster.
Die Tories um den abgewählten Premierminister Rishi Sunak hatten bei der Abstimmung am Donnerstag nur 121 der 650 Sitze im Unterhaus in London gewonnen und damit ihr schlechtestes Ergebnis erzielt. Als Reaktion darauf kündigte Sunak seinen Rücktritt von der Parteispitze an.
"Wenn sie einen gemäßigten neuen Anführer wählen, werden die Rechtskonservativen zu Reform UK überlaufen", sagte Garnett mit Blick auf die rechtspopulistische Partei von Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage. "Wenn sie einen rechtsgerichteten Populisten wählen, werden die Gemäßigten entweder zu den Liberaldemokraten oder zu Labour wechseln, deren neu gewählter Premierminister eine gemäßigte, einigende Figur ist."
Rechtes Bündnis würde Populisten anlocken
Falls aber Reform zur wichtigsten politischen Kraft im rechten Lager werde, könne dies Populisten wie Ex-Premier Boris Johnson und Ex-Innenministerin Suella Braverman anziehen, die umgehend versuchen könnten, gegen Parteichef Farage zu intrigieren, sagte der Politikwissenschaftler.
"Die eigentliche Lehre aus der Wahl ist, dass die Mehrheit der britischen Wähler in ihrem Denken immer noch zentristisch ist", sagte Garnett. Sie nutzten das Wahlsystem, um extrem erscheinende Parteien abzustrafen. "Konservative Extremisten geben jedoch Rishi Sunak die Schuld, weil er nicht extrem genug sei." Zu einer Zeit, in der in vielen europäischen Ländern die Populisten auf dem Vormarsch sind, liege Großbritannien auf Kurs, für lange Zeit eine moderate, zentristische Führung zu haben.
Quelle: ntv.de, sba/dpa