Söder zitiert Morddrohungen "Ich werde Sie erschießen"
26.09.2020, 16:19 Uhr
Er habe lange überlegt, sagt Markus Söder, "ob ich das mal vorlese". In seiner CSU-Parteitagsrede zitiert er aus Morddrohungen gegen ihn.
(Foto: picture alliance/dpa)
"Söder, Du widerlicher Merkel-Stiefellecker", zitiert Bayerns Ministerpräsident in seiner Parteitagsrede aus Drohmails gegen ihn. Der Ton wird rauer, das will Söder zeigen - und kündigt an, die Reichskriegsflagge in Bayern zu verbieten.
Ein Markus Söder ist nicht leicht aus der Spur zu bringen, aber als der bayerische CSU-Ministerpräsident die Drohmails gegen seine Person zu Ende zitiert hat und zum Thema Wirtschaft übergehen will, da spürt er plötzlich, dass das nicht geht. "Sorry", sagt Söder in die Kamera, "ich muss noch mal durchschnaufen", und gießt sich etwas zu trinken in die bereitstehende Tasse. "Weil das ehrlicherweise eine ziemlich harte Geschichte ist", spricht Söder weiter, die ihn bewege, und nicht jeder sei so stabil.
Wie stabil man sein muss, das kann jede Zuschauerin und jeder Zuschauer selbst abwägen, der am Samstagnachmittag Söders Parteitagsrede im Internet-Livestream verfolgt. "Jetzt ist Schluss. Dieser größenwahnsinnige Psychopath muss unbedingt schnellstmöglich am nächsten Baum aufgehängt werden", zitiert Söder mit Lesebrille eine gegen ihn gerichtete Drohbotschaft und: "Du stinkende Judensau gehörst vergast."
Für Bayerns Landeschef sind die Hassreden Ausdruck immer absurderer Verschwörungstheorien, die zur Corona-Pandemie auf der ganzen Welt grassieren. "Natürlich hat jeder Recht auf totale Skepsis, und es gibt auch die Freiheit, Unsinn zu erzählen", sagt Söder. Aber er spüre, wie sich Leute "beginnen, zu radikalisieren. Der Ton wird aggressiver, die Thesen etwas wirrer."
"Trotz Anfeindungen bleiben wir stark"
Er habe lange überlegt, ob er das mal vorlese, "um auch allen zu zeigen, über was da geredet wird". Mit den Zitaten will Söder zeigen, "dass da eine größere Gefahr dahintersteht, als man glaubt". Er hat noch mehr Anschauungsmaterial: "Söder, Du widerlicher Merkel-Stiefellecker, für dich empfinde ich nur noch Verachtung und Hass", ist ein weiteres Beispiel, ebenso: "Ich werde Sie erschießen." Das sei schon "ziemlich krass, auch wenn man das persönlich liest", schließt er seine Zitatesammlung und erklärt, "trotzdem oder gerade deswegen" müsse man gute Argumente wägen, besseren Argumenten müsse man folgen.
"Trotz dieser Anfeindungen halten wir da die Linie, bleiben wir stark und stabil", so lautet Söders Schlussfolgerung. Verschwörungstheoretikern, Demokratiefeinden und Neonazis sagt er in seiner Rede "den Kampf an" und kündigt an, die Reichskriegsflagge im Freistaat zu verbieten. Die schwarz-weiß-rote Flagge wurde zuletzt häufig bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen geschwenkt. "Mit einer solchen Flagge zeigt man nämlich seine klare Ablehnung und auch Distanz zu unserer Demokratie", sagt Söder.
Der CSU-Chef kritisiert "offene und verdeckte" Neonazis, die unter dem Vorwand des Kampfes gegen Corona die Demokratie angriffen. Er sei überzeugt, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. "Unser und mein Leitmaßstab heißt Vernunft statt Verschwörung."
Quelle: ntv.de