Politik

"Vater aller Populisten" Italiens Ex-Ministerpräsident Berlusconi ist tot

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Mit dem Aufbau eines Fernsehimperiums beginnt der Aufstieg von Berlusconi in Italien. Insgesamt vier Mal wird der Rechtspopulist zum Ministerpräsidenten gewählt. Nun ist der Milliardär im Alter von 86 Jahren verstorben.

Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Das bestätigte ein Sprecher des Politikers und Medienunternehmers. Der Milliardär hatte in den vergangenen Jahrzehnten die Politik seines Landes wie kein zweiter bestimmt, zugleich aber auch extrem polarisiert. In den Jahren 1994 bis 2011 war Berlusconi vier Mal italienischer Ministerpräsident. Zudem war er viele Jahre Eigentümer des Fußballvereins AC Mailand. Aktuell ist seine Partei an der Regierung beteiligt.

Bereits am Freitagnachmittag wurde der Rechtspopulist in die Klinik San Raffaele in Mailand eingeliefert, um Gesundheitschecks im Zusammenhang mit seiner chronischen Leukämie zu absolvieren. Berlusconi wurde erst vor Kurzem in dem Krankenhaus in der norditalienischen Metropole behandelt. Er kam Anfang April wegen einer Lungenentzündung in die Klinik und wurde auch wegen einer chronischen Leukämie therapiert. Rund zwei Wochen lag er auf der Intensivstation. Nach insgesamt 45 Tagen konnte er das Krankenhaus verlassen.

"Jesus Christus der Politik"

Berlusconi wurde am 29. September 1936 geboren. Für den früheren Regierungschef Mario Monti war Berlusconi der "Vater aller Populisten", er selbst nannte sich einmal "Jesus Christus der Politik". Immer wieder gab es Vorwürfe von Interessenkonflikten zwischen seinem Amt und dem von ihm kontrollierten Medienimperium Mediaset. Auch musste er sich zahlreichen Gerichtsprozessen stellen.

Im Zusammenhang mit einer Strafe wegen Steuerhinterziehung wurde er 2013 aus dem Parlament ausgeschlossen und durfte in den folgenden Jahren keine öffentlichen Ämter ausüben. Er klagte dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Zuletzt war er Abgeordneter im Senat, der kleineren der zwei Parlamentskammern in Rom.

Im März 2015 wurde er im "Bunga-Bunga"-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch in letzter Instanz freigesprochen. Auch ein Folgeverfahren wegen Zeugenbestechung endete mit einem Freispruch. Seiner Beliebtheit bei vielen Italienern taten die Konflikte mit dem Gesetz aber keinen Abbruch.

Im Zuge der Finanzkrise hatte er 2011 endgültig als Ministerpräsident abtreten müssen. Immer wieder versuchte er das politische Comeback für ein Spitzenamt. Doch die rauschende Rückkehr auf die ganz große Bühne gelang dem "Cavaliere" nicht - auch sein letzter Traum, Staatspräsident zu werden, platzte Anfang 2022.

Immer wieder gesundheitliche Probleme

Gesundheitlich hatte Berlusconi in seinen letzten Jahren immer wieder große Probleme: 2016 wurde er am Herzen operiert, 2020 musste er wegen einer Corona-Infektion und einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. Auch 2022 wurde er wegen einer Harnwegsinfektion stationär behandelt. Bereits 1997 wurde er wegen eines Tumors an der Prostata operiert. Schon seit mehreren Jahren hatte er zudem einen Herzschrittmacher.

Seine Forza Italia, die er bei den Parlamentswahlen 1994 aus dem Stand zur größten Partei gemacht hatte, schrumpfte immer weiter zusammen. Das lag auch daran, dass Berlusconi kaum politische Erben zuließ und Forza Italia immer mit seinem Namen verbunden war. Immerhin schaffte sie es als kleiner Partner von Giorgia Meloni im Herbst 2022 noch mal in die Regierung.

Auch privat sorgte Berlusconi stets für Schlagzeilen. Der zweimal geschiedene Politiker hinterlässt fünf Kinder und viele Enkel. Zuletzt war er mit der Forza-Italia-Abgeordneten Marta Fascina zusammen, die mehr als 50 Jahre jünger war als Berlusconi.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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