Politik

"Putins größter Traum" Jazenjuk misstraut dem Kremlchef

"Um den Aggressor abzuhalten, reichen die Unterschriften der Russen nicht": Der ukrainische Regierungschef Jazenjuk (l.) im vertraulichen Gespräch mit Staatschef Poroschenko.

"Um den Aggressor abzuhalten, reichen die Unterschriften der Russen nicht": Der ukrainische Regierungschef Jazenjuk (l.) im vertraulichen Gespräch mit Staatschef Poroschenko.

(Foto: REUTERS)

Wird die in Minsk vereinbarte Waffenruhe halten? Die Regierung in Kiew hegt große Zweifel. In Gesprächen mit westlichen Medien wirft der ukrainische Ministerpräsident Russlands Präsident Putin unlautere Absichten vor.

Der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, die Unterschrift für einen Friedensvertrag von Minsk nicht ernst zu meinen. Es könne kein Vertrauen in die russische Führung geben, sagte Jazenjuk der "Bild"-Zeitung.

"Putins größter Traum ist die Wiederherstellung der hegemonialen Kontrolle über die Ukraine, was eine neue UDSSR-Version ins Leben rufen könnte." Er habe "keine Zweifel" daran, dass Russland alles tun werde, um den Friedensprozess anfällig zu machen und auf diesem Wege die Ukraine zu schwächen.

Indirekt forderte Jazenjuk erneut Waffenlieferungen für die Ukraine. "Um den Aggressor abzuhalten, reichen die Unterschriften der Russen nicht. Sie missachten diese bei der erst möglichen Gelegenheit", sagte er. Daher sei die beste Garantie für die Sicherheit ein starker und widerstandsfähiger ukrainischer Staat, der in der Lage wäre, "sich selber aber auch den gesamten europäischen Raum zu verteidigen".

Kurz zuvor hatte der ukrainische Regierungschef den Anspruch der Ukraine auf die von prorussischen Separatisten gehaltenen Gebiete im Osten des Landes bekräftigt. "Unser Ziel ist, die Kontrolle über Donezk und Lugansk zurückzuerlangen", sagte Jazenjuk im CNN-Interview. Entscheidend für einen Erfolg der Vereinbarungen des Ukraine-Gipfels sei die Schließung der Grenze zu Russland, betonte er. "Für mich ist der entscheidenste Punkt, ob wir die Kontrolle über die ukrainisch-russische Grenze wieder zurückerobern und wiederherstellen können."

Russland überrascht im Weltsicherheitsrat

Auf internationaler Ebene treibt Moskau unterdessen die Umsetzung der in Minsk beschlossenen Vereinbarungen (kurz: "Minsk II") voran. Russland hat am späten Freitagabend im Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen einen Resolutionsentwurf eingebracht, mit dem die Ergebnisse der Minsker Friedensgespräche aus dieser Woche festgehalten werden sollen.

Beobachter halten das für einen bemerkenswerten Schritt und ein Signal für eine Abkehr von der bislang im Kreml verfolgten Ukraine-Strategie: Nach Angaben der russischen Agentur Itar-Tass könnte über diesen Entwurf möglicherweise schon am Sonntag, wenige Stunden nach Inkrafttreten der vereinbarten Waffenruhe in der Ostukraine, abgestimmt werden. Im bisherigen Verlauf der diplomatischen Bemühungen um eine friedliche Beilegung des Konflikts im Osten der Ukraine hatte Russland im Sicherheitsrat noch jeden entsprechenden Resolutionsvorstoß blockiert.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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