Politik

Debatte über ChatGPT bei Illner "KI wird uns mehr verändern als das Internet"

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"Wir reden immer darüber, was die Technologie macht. Die macht nichts. Wir erfinden sie, wir nutzen sie", sagt Miriam Meckel bei Maybrit Illner.

(Foto: Claudius Pflug/ZDF)

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Seit einem halben Jahr kann jeder Mensch Künstliche Intelligenz problemlos ausprobieren. Die Gäste von Maybrit Illner sind sich einig, dass die Umwälzung unseres Lebens durch die neue Technologie gerade erst beginnt. Sogar ChatGPT findet, dass hier die Politik gefragt ist.

Sie hilft in der Medizin beim Auffinden von Tumoren. Bei der Lufthansa regelt sie Schadensfälle. Sie schreibt Mails, Gedichte, Bücher. Für den Autor dieses Textes hat sie einen journalistischen Beitrag verfasst. Sie ermöglicht der Popgruppe ABBA, ein Musical aufzuführen. Aber sie unterstützt auch Waffendeals, fälscht Fotos. Die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz sind nahezu unbegrenzt. Doch bisher konnten sie nur hochgebildete und ambitionierte Informatiker nutzen. Seit dem vergangenen November ist das anders. Da kam mit ChatGPT die erste Künstliche Intelligenz für alle auf den Markt. Wo liegen ihre Möglichkeiten und ihre Gefahren? Das will am Donnerstagabend Maybrit Illner im ZDF von ihren Gästen erfahren. Nicht eingeladen: die Künstliche Intelligenz selber. Sie wird in diesem Beitrag trotzdem zu Wort kommen.

"Der iPhone-Moment der KI"

"Künstliche Intelligenz wird unser Leben mehr verändern als das Internet", weiß die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel, die früher als Journalistin arbeitete und unter anderem bei ntv eine eigene Talkshow leitete. "Als im vergangenen Jahr ChatGPT auf den Markt gekommen ist, war das der iPhone-Moment der künstlichen Intelligenz", sagt sie bei Illner. Plötzlich habe jeder von zu Hause aus Gespräche mit der KI führen oder sie Texte schreiben lassen können. Meckel spricht von einer kulturellen Evolution, die wir im Moment erleben und deren Ende wir noch nicht kennen. Und sie erklärt: "Wir reden immer darüber, was die Technologie macht. Die macht nichts. Wir erfinden sie, wir nutzen sie. Alles das, was die KI macht, entsteht dadurch, dass wir mit ihr interagieren, sie füttern und auf sie reagieren."

Später in der Sendung gibt ihr Anke Domscheit-Berg recht. Die Linken-Politikerin gehört zu den bekanntesten Digitalaktivistinnen Deutschlands. Sie geht auf eine Studie ein, über die auch ntv.de berichtete. Danach seien weltweit durch KI 300 Millionen Jobs gefährdet. Domscheit-Berg: "Es ist nicht ChatGPT, das die Jobs vernichtet, es sind die Manager, die die Menschen entlassen." Auch sie erkennt die Vorteile künstlicher Intelligenz: "Viele Barrieren sind weggefallen. Mit einer Maschine zu reden, erfordert keine speziellen Kompetenzen mehr. Niemand muss mehr programmieren lernen. Man kann ganz normal mit einer künstlichen Intelligenz reden, und die reagiert darauf." Statt zu programmieren, gehe es heute darum, einen Prompt, also einen Befehl, an die KI zu senden. Aber Domscheit-Berg sieht auch die Gefahren: "Im Moment lassen wir ein Waffenarsenal vor einem offenen Scheunentor stehen, jeder kann hingehen und es benutzen, und wir hoffen, dass niemand etwas Böses tut."

Auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken, die gelernte Informatikerin ist, erkennt Vorteile und Gefahren von künstlichen Intelligenzen. Sie setzt auf ihre Regulierung: "Die Aufgabe der Politik ist, die Richtung vorzugeben, Ziele klarzulegen und Rahmenbedingungen zu schaffen, aber wir müssen auch die Grenzen aufzeigen."

"Ich glaube, dass die Regulierung von KIs ein wichtiges Thema für die Politik ist", sagt auch ChatGPT. "KI-Systeme können immense Auswirkungen auf viele Aspekte unseres Lebens haben, von Arbeitsplätzen bis hin zur Privatsphäre. Die Politik muss sicherstellen, dass KI-Systeme ethisch und verantwortungsvoll entwickelt, implementiert und verwendet werden, um negative Auswirkungen auf die Gesellschaft zu vermeiden."

"Deep Fakes"

Doch KI stellt noch eine andere Gefahr dar. Nie war es so leicht wie heute, mit KI-Programmen wie Midjourney schnell und kostenlos Bilder zu gestalten - oder zu fälschen. Allerdings arbeiten viele Unternehmen daran, diese Bilder zu erkennen. So testen Microsoft und das Startup Truepic in der Ukraine unter dem Namen "Project Providence" ein System, mit dem Fotos auf ihre Echtheit überprüft werden können. OpenAI, der Entwickler von ChatGPT, hat in seine KI einen Filter eingebaut, damit sie keine Bilder von berühmten Persönlichkeiten oder pornografische Motive erzeugen kann. OpenAI ist im Wesentlichen ein Non-Profit-Unternehmen, das vor allem von Microsoft unterstützt wird.

Und dennoch: Eine KI wie ChatGPT ermöglicht es den Menschen, "perfekt zu lügen und die Lügen mit sogenannten Beweisen zu hinterlegen", sagt Domscheit-Berg. Sie spricht von "Informationsverschmutzung" und fordert: "Wir müssen Programme wie ChatGPT allen Wissenschaftlern nachvollziehbar machen." Doch nicht nur die Systeme an sich müssten transparent sein, "Auch die Daten, mit denen wir sie füttern", fordert Meckel. Und der Präsident des Digitalverbandes Bitkom, Achim Berg, fügt hinzu: "Wir müssen an diese Innovation mit offenen Augen herangehen." "Wir sind die Menschen, die den Maschinen die Regeln vorgeben", stellt auch Esken fest.

Und auch ChatGPT ist froh darüber, dass es die Menschen hat. Denn es weiß genau, dass es vieles gibt, wobei wir ihm überlegen sind. "Menschen haben Kreativität und emotionale Intelligenz, die von Maschinen nicht erreicht werden können. Für alles, was das Menschsein ausmacht, ist der Mensch besser als ich."

Quelle: ntv.de

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