Nicht zu wenig Ärzte Kasse: Jeder zweite Arztbesuch ist unnötig
14.09.2016, 15:14 Uhr
Viele Arztbesuche sind überflüssig, aber selten weiß der medizinische Laie, welche.
(Foto: picture alliance / dpa)
Viele Patienten klagen über lange Wartezeiten für Facharzttermine. Eine Krankenkasse behauptet nun: Es gibt genügend Ärzte, doch viele Besuche dort sind überflüssig. Schuld daran soll die Politik sein.
Patienten in Deutschland gehen nach Darstellung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) doppelt so häufig zum Arzt wie eigentlich nötig. "Wir haben nicht zu wenig Ärzte, sondern zu viele Arztkontakte", sagte KKH-Vorstandschef Ingo Kailuweit der "Bild"-Zeitung. "Die Hälfte dieser Arztbesuche ist überflüssig." Nicht Vermittlungs-, sondern Verteilungsprobleme seien der Grund für fehlende Facharzttermine.
Die Ärzte widersprachen der Kritik. Es müsse zwar besser gesteuert werden, wie medizinische Leistungen in Anspruch genommen werden, sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen. "Purer Populismus à la KKH führt hier aber nicht weiter." Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, wies die Behauptungen Kailuweits als "heiße Luft" zurück. Kailuweit warf Gesundheitsminister Hermann Gröhe vor, Strukturreformen zur Lösung gesundheitspolitischer Probleme zu vernachlässigen.
Dass es kaum Kritik an der Gesundheitspolitik der Regierung gebe, liege daran, dass der Arbeitgeberanteil am Kassenbeitrag festgeschrieben sei. Im laufenden und kommenden Jahr rechnet Kailuweit mit einer Kostensteigerung für die gesetzlichen Krankenkassen von 4,5 Milliarden Euro. "Das hätten die Arbeitgeber nie zugelassen, wenn sie die Hälfte davon hätten zahlen müssen", sagte der Krankenkassen-Chef.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa