Geldtransfers nach Somalia gekappt Kenias Anti-Terrorkampf trifft Helfer
10.04.2015, 21:01 Uhr
Viele Somalier sind, wie diese Flüchtlinge in der Hauptstadt Mogadischu, dringend auf ausländische Hilfe angewiesen.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Anschlag auf eine Universität durch Somalias Al-Schabaab-Miliz hat Kenia einen umfassenden Kampf gegen die Terroristen versprochen. Doch die teils willkürlichen Maßnahmen treffen viele Unbeteiligte - mit gravierenden Folgen.
Ein Gruppe internationaler Hilfsorganisationen warnt vor massiven Einschnitten bei ihrer Arbeit im Bürgerkriegsland Somalia. Kenias jüngste Anti-Terror-Maßnahme zur Unterbindung von Geldtransfers nach Somalia könnte auch Zahlungen für dringende Hilfsprojekte gefährden. Dies werde viele Familien in dem verarmten Land am Horn von Afrika hart treffen und gefährde auch die Arbeit der Hilfsorganisationen, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Oxfam, World Vision und anderen Gruppen. Helfer könnten möglicherweise kein Geld mehr nach Somalia schicken, um ihr Personal zu bezahlen und der Bevölkerung weiter zu helfen.
Das Bürgerkriegsland Somalia ist wegen internationaler Sanktionen de facto aus dem normalen Bankverkehr ausgeschlossen. Sogenannte Geldtransfer-Firmen sind daher fast der einzige Weg, Geld nach Somalia zu schicken. Viele Zahlungen wurden bisher über das Nachbarland Kenia abgewickelt.
Den Hilfsorganisationen zufolge senden Somalis im Ausland jährlich rund 1,3 Millliarden US-Dollar über diesen Weg nach Hause. Das ist mehr als alle Hilfsgelder zusammen und die nahezu einzige nennenswerte Devisenquelle des Landes.
Verdächtige müssen Unschuld beweisen
Nach dem verheerenden Terroranschlag vergangene Woche auf die Universität in Garissa mit mehr als 150 Toten hatte Kenia die Schließung von 13 Geldtransferfirmen angeordnet. Damit soll die Finanzierung der somalischen islamistischen Terrorgruppe Al-Schabaab erschwert werden, die sich zu dem Anschlag und zahlreichen blutigen Angriffen in der Vergangenheit bekannte.
Kenias Präsident Uhuru Kenyatta kündigte nach dem Massaker an, mit aller Härte gegen die Hintermänner vorzugehen, wobei er auch warnte, dass die Planer und Finanziers in der kenianischen Gesellschaft verwurzelt seien. Die Regierung veröffentlichte eine Liste mit insgesamt 85 "Verdächtigen". Neben einschlägigen Extremisten fanden sich bekannte Finanzdienstleister und Nichtregierungsorganisationen in der Aufstellung wieder. Die Behörden gaben den genannten 24 Stunden Zeit, ihre Unschuld zu beweisen.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren seit Jahren teilweise willkürliche und unrechtmäßige Maßnahmen im Rahmen von Kenias Anti-Terrorkampf. Immer begehen die Sicherheitskräfte schwere Menschenrechtsverletzungen vor allem gegen somalische Flüchtlinge und die muslimische Minderheit im Land.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP