"FSB dient nur Putin" Kiew nennt russische Krim-Ermittlung "Unsinn"
12.10.2022, 17:32 Uhr
Russische Ermittler auf der beschädigten Krim-Brücke.
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Investigative Committee/AP)
Nach der Explosion auf der Krim-Brücke präsentiert der russische Inlandsgeheimdienst acht Festnahmen mitsamt Fotos des angeblichen Sprengstoff-LKW. Der ukrainische Militärgeheimdienst kommentiert die Ergebnisse kurz und knapp. Tatsächlich sind wohl Zweifel angebracht.
Die ukrainische Führung weist die russischen Ermittlungen zur Explosion auf der Krim-Brücke zurück. Die gesamte Tätigkeit des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB und des Untersuchungsausschusses seien Unsinn, sagte Andrij Jussow, Sprecher des Militärgeheimdienstes in Kiew, dem ukrainischen Sender Suspilne zufolge. FSB und Untersuchungsausschuss dienten nur dem Putin-Regime, sagt Jussow mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Daher werden wir ihre nächsten Äußerungen definitiv nicht kommentieren." Laut FSB wurde die Explosion auf der Brücke von der Hauptgeheimdienstabteilung des ukrainischen Verteidigungsministeriums organisiert.
Zuvor hatte der FSB im Zusammenhang mit der schweren Explosion auf der Krim-Brücke die Festnahme von acht Personen mitgeteilt. Es handele sich um fünf Russen sowie um drei Bürger der Ukraine und Armeniens, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf den FSB. Organisiert worden sei die Explosion von der Hauptgeheimdienstabteilung des ukrainischen Verteidigungsministeriums und deren Direktor Kyrylo Budanow. Der Sprengsatz sei von der Ukraine über Bulgarien, Georgien und Armenien nach Russland gebracht worden. Nach eigenen Angaben hat der FSB ukrainische Angriffe in Moskau und der westrussischen Stadt Brjansk verhindert.
"Dumme Russen"
Auf Twitter kursieren bereits Einschätzungen, die die russische Beweisführung in Zweifel ziehen. Laut FSB-Mitteilung soll der LKW mit der Sprengladung am Morgen des 8. Oktober überprüft und geröntgt worden sein, bevor er auf die Brücke fuhr. Laut dem russischen Geheimdienst soll der Sprengstoff auf der Ladefläche zwischen mit Filmrollen beladenen Paletten versteckt gewesen sein. Dafür veröffentlichte der russische Geheimdienst ein Video der LKW-Kontrolle und ein angeblich dazu passende Röntgenbild. Allerdings scheint das Röntgenbild des fraglichen Lasters nicht mit dem Überwachungsvideo des LKW übereinzustimmen, bemerkten Twitter-Nutzer spöttisch. Auch das RTL/ntv-Verifizierungsteam äußerte Zweifel an den beiden angeblichen Belegen. So habe die Zugmaschine bei der Kontrolle im Video insgesamt drei Achsen, zwei davon hinten, auf der Röntgenaufnahme ist nur eine Hinterachse zu sehen.
Die Regierung in Kiew hat sich bislang nicht offiziell dazu geäußert, ob sie bei der Detonation am Samstag eine Rolle spielte. Einige Regierungsvertreter haben aber offen ihre Sympathie für die Tat geäußert. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bereits unmittelbar danach den ukrainischen Geheimdienst verantwortlich gemacht und Luftangriffe auf ukrainische Städte angeordnet. Am Montag kam es infolge dessen zu umfangreichem Raketenbeschuss unter anderem auch auf die Hauptstadt Kiew, die nach einer ersten Offensive zu Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar weitgehend verschont geblieben war.
Die 19 Kilometer lange Krim-Brücke führt über die Straße von Kertsch, eine Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer. Das Prestigeprojekt Putins war 2018 vier Jahre nach Russlands völkerrechtswidriger Annexion der Krim eröffnet worden. Für Moskaus Kriegseinsatz in der Ukraine spielt die Brücke eine entscheidende Rolle, denn über sie wird vom russischen Festland ein erheblicher Teil des Nachschubs für die Soldaten auf der Krim und in der größtenteils besetzten südukrainischen Region Cherson geliefert. Die Krim war in den vergangenen Monaten wiederholt Ziel ukrainischer Gegenangriffe.
Quelle: ntv.de, mau/rts