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"Russland ist ein echter Bär" Kreml reagiert mit Kritik und Spott auf Trumps Aussagen

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Peskows Replik auf Trump fiel nicht sehr scharf aus - der Kreml hofft wohl auf einen weiteren Sinneswandel des US-Präsidenten.

Peskows Replik auf Trump fiel nicht sehr scharf aus - der Kreml hofft wohl auf einen weiteren Sinneswandel des US-Präsidenten.

(Foto: dpa)

Überraschend verschärft der US-Präsident seinen Ton gegenüber Moskau, nennt Russland sogar einen "Papiertiger". Dort kommt die Kehrtwende Trumps nicht gut an. Kreml-Sprecher Peskow will nichts von der Befreiung von ukrainischen Gebieten wissen - und sieht sein Land als ein anderes Tier.

Der Kreml hat die jüngsten Aussagen von US-Präsident Donald Trump zum Krieg in der Ukraine zurückgewiesen. Die Ukrainer seien nicht in der Lage, russisch besetzte Gebiete zurückzuerobern, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Sie sollten nicht vergessen, dass sich die ukrainische Lage mit jedem Tag verschlechtert, an dem sie nicht zu Gesprächen bereit ist", sagte er nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.

Auch die Aussage Trumps über Russland als schwachen "Papiertiger" wies Peskow zurück. "Russland ist überhaupt kein Tiger. Bei Russland denkt man eher an einen Bären. Papierbären gibt es nicht. Russland ist ein echter Bär", sagte Peskow dem Radiosender RBK. Natürlich gebe es Schwierigkeiten wegen der Sanktionen, aber insgesamt sei die Wirtschaft in Russland stabil.

Moskau habe "keine Alternative", als seine 2022 begonnene Militäroffensive in der Ukraine fortzusetzen, so Peskow. Die Offensive werde fortgesetzt, um "unsere Interessen zu wahren und die Ziele zu erreichen", die Kremlchef Wladimir Putin festgelegt habe.

Trump hatte zuvor seinen sonst positiven Tonfall gegenüber Moskau geändert und erklärt, die russische Wirtschaft sei in einem fürchterlichen Zustand. Das Land könne trotz seiner Übermacht den Krieg gegen die Ukraine nicht gewinnen. Kiew könnte sogar Territorium zurückerobern, so Trump. Bisher hat der US-Präsident mehrfach zu verstehen gegeben, dass Kiew territoriale Zugeständnisse an Moskau machen solle, um Frieden zu erreichen. US-Außenminister Marco Rubio erklärte Trumps Sinneswandel mit der Verschleppung eines Friedensprozesses in der Ukraine durch Moskau. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte Trumps Äußerungen eine "große Kehrtwende".

Zudem bezeichnete Trump die russische Kriegsführung in der Ukraine als "ziellos" und erklärte, eine "echte Militärmacht" hätte den Krieg in "weniger als einer Woche" gewonnen. Dies lasse Russland wie einen "Papiertiger" aussehen, so Trump. Tatsächlich sind die russischen Truppen am Boden auf einem sehr langsamen Vormarsch. Die Ukraine trifft vor allem mit ihren Luftangriffen auf die russische Ölindustrie einen wunden Punkt Moskaus. Zuletzt musste Russland zudem zur Finanzierung des Krieges die Mehrwertsteuer erhöhen.

Keine Pläne für weitere Gipfeltreffen

Peskow führte Trumps Sinneswandel auf dessen Gespräch mit Selenskyj am Dienstag in New York zurück. "Natürlich hat Trump Selenskyjs Version gehört von dem, was passiert", sagte er. "Augenscheinlich ist diese Version Grundlage der Äußerungen, die wir gehört haben."

Der Kreml-Sprecher bekräftigte, dass Gespräche zwischen Trump und Putin fortgesetzt werden könnten. Noch gebe es keinen Plan für ein weiteres Telefonat, "aber es kann jederzeit organisiert werden". Der Dialog mit der Trump-Administration sei um vieles besser als mit Vorgänger Joe Biden.

Die von Trump initiierte Annäherung zwischen Russland und den USA hat Peskows Worten zufolge ein "Ergebnis nahe null" gebracht. "Dieser Prozess verläuft schleppend, sehr schleppend", sagt Peskow mit Blick auf die in den vergangenen sechs Monaten erfolgten Bemühungen.

Auch der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew nannte Trumps Kritik an Moskau vorübergehend. Trump sei nach Treffen "mit den Clowns aus Kiew und Paris" in eine Scheinwelt gefallen, in der die Ukraine siege, schrieb Medwedew auf Telegram. "Aber Trump ist nicht so! Kein Zweifel, er kehrt zurück. Er kehrt immer zurück." Der jetzige Vizechef des Sicherheitsrates spielt in der Moskauer Kommunikation oft die Rolle eines Scharfmachers.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

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