Eine "Win-win-Lösung"? Likud-Ministerin schlägt Umsiedlung von Gaza-Bewohnern vor
20.11.2023, 02:51 Uhr Artikel anhören
Nach einem Ende des Kriegs steht ein Wiederaufbau des Gazastreifens bevor.
(Foto: REUTERS)
Die massiven Angriffe des israelischen Militärs hinterlassen verheerende Zerstörungen im Gazastreifen. Die israelische Ministerin für Geheimdienste, Gila Gamliel, fordert, das Geld für den Wiederaufbau zu sparen. Die Menschen, die dort leben, sollen "sich ein neues Leben in neuen Gastländern aufbauen".
Die israelische Geheimdienstministerin Gila Gamliel hat die internationale Gemeinschaft am Sonntag dazu aufgerufen, anstelle eines Wiederaufbaus des Gazastreifens eine "freiwillige Umsiedlung" der Palästinenser aus dem Küstengebiet in andere Länder zu fördern. Anstatt Geld für den Wiederaufbau des Gazastreifens oder das "gescheiterte" UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) bereitzustellen, "kann sich die internationale Gemeinschaft an den Kosten für die Umsiedlung beteiligen" und den Bewohnern des Gazastreifens helfen, "sich ein neues Leben in ihren neuen Gastländern aufzubauen", schrieb Gamliel in der Zeitung "Jerusalem Post".
Nach dem Krieg sei es eine "Option", "die freiwillige Umsiedlung von Palästinensern in Gaza außerhalb des Streifens zu fördern, aus humanitären Gründen", erklärte die Politikerin der Likud-Partei des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu.
Alle bisherigen Lösungsversuche seien gescheitert. Ihr Vorschlag könnte "eine Win-win-Lösung sein: Ein Sieg für die Zivilisten Gazas, die ein besseres Leben wollen, und ein Sieg für Israel nach dieser verheerenden Katastrophe", fuhr Gamliel fort.
Abbas fürchtet "zweite Nakba"
Am 7. Oktober hatten hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas Israel überfallen und dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. In Israel wurden nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet, etwa 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Angriff der Hamas begann Israel mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen, zudem drangen Bodentruppen in das Palästinensergebiet ein. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der israelischen Angriffe vor rund sechs Wochen rund 13.000 Menschen im Gazastreifen getötet.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte im Oktober angesichts einer von Israel angeordneten Evakuierung von mehr als einer Million Menschen aus dem nördlichen Gazastreifen infolge des Hamas-Angriffs vor einer "zweiten Nakba" gewarnt. Mit dem Begriff "Nakba" (Katastrophe) bezog sich Abbas auf die Flucht oder Vertreibung von rund 760.000 Palästinensern nach Israels Staatsgründung im Jahr 1948.
Quelle: ntv.de, jog/AFP