"Schnee von gestern" Linke will Noten und Hausaufgaben abschaffen
18.09.2023, 17:27 Uhr Artikel anhören
Sitzenbleiben soll laut der Linken am besten schnell "Schnee von gestern" sein.
(Foto: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich)
Mit einem radikalen Positionspapier will die Linke das marode Bildungssystem in Deutschland reformieren. Noten, Hausaufgaben und auch Sitzenbleiben sollen demnach bald der Vergangenheit angehören. Lehrerverbandschef Düll übt scharfe Kritik an den Ideen.
Die Linke will das Schulsystem radikal verändern - und dazu auch Hausaufgaben und Noten abschaffen. Dies geht aus einem in Berlin vorgestellten neuen Positionspapier zur Bildungspolitik hervor. Darin machen Parteichefin Janine Wissler und die bildungspolitische Sprecherin Nicole Gohlke Vorschläge für eine Reform des Bildungssystems. Als Ziel geben die beiden Politikerinnen "ein inklusives, demokratisches Schulsystem" aus.
Sie fordern konkret unter anderem - analog zum Sondervermögen für die Bundeswehr - "ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Bildung", kleinere Klassen, mehr Mitbestimmung in der Schule und gemeinsames Lernen von der 1. bis zur 10. Klasse. "Hausaufgaben und Noten gehören abgeschafft", schreiben die beiden. Einüben und Wiederholen habe in der Schulzeit zu geschehen. Abschulen und Sitzenbleiben solle ebenfalls "Schnee von gestern werden".
"Kinder möchten Möglichkeit, sich zu vergleichen"
Lehrerverbandschef Stefan Düll, der auch CSU-Mitglied ist, spricht sich in der "Bild-Zeitung" klar gegen eine Abschaffung von Schulnoten aus. "Die Kinder, genauso wie ihre Eltern, möchten die Möglichkeit haben, sich zu vergleichen. Und zwar einerseits zu vergleichen mit Mitschülerinnen und Mitschülern und zum anderen natürlich auch mit den Anforderungen in Bezug auf die angestrebten Bildungsabschlüsse".
Andere Vorschläge beziehen sich auf das Lehrpersonal. Wissler und Gohlke fordern unter anderem eine Ausbildungsoffensive, die praxisnahe Reformierung der Lehrerausbildung sowie die bessere Qualifizierung von Quereinsteigern. Insgesamt müsse Schule "weg vom Pauken und hin zum verstehenden Lernen", geben die beiden Politikerinnen als Ziel aus. Zudem fordert die Partei eine bessere Digitalisierung, eigene mobile Endgeräte und Drucker für jedes Schuldkind, sowie leistungsfähigeres WLAN in den Schulen. Zugangs- und Zulassungsbeschränkungen wie Numerus Clausus, Auswahlgespräche, IQ-Tests oder Bewerbungsgespräche für Schulen und Hochschulen sollen nach der Linken abgeschafft werden.
Quelle: ntv.de, can/AFP