Trotz kleinerer Erfolge London: Russland hat Probleme bei seiner Offensive
14.02.2023, 09:54 Uhr
Die Ukrainer töteten laut eigenen Angaben zuletzt mehrfach über 1000 russische Kämpfer pro Tag.
(Foto: IMAGO/Le Pictorium)
Mittlerweile gehen mehrere Seiten davon aus, dass Russland den Befehl zum Vormarsch in der Ostukraine gegeben hat. Der britische Geheimdienst sieht die Verteidigung derzeit als relativ stabil an. Für eine entscheidende Wirkung soll die Kampfkraft der Russen bis jetzt noch auf keiner Achse ausreichen.
Die russische Offensive scheint kurz vor dem Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine angelaufen zu sein. Davon geht NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg aus. "In den letzten drei Tagen haben die Truppen der Gruppe Wagner höchstwahrscheinlich weitere kleine Fortschritte am nördlichen Stadtrand der umkämpften Donbass-Stadt Bachmut erzielt und sind bis in das Dorf Krasna Hora vorgedrungen", heißt es im täglichen Update des Verteidigungsministeriums aus London, das sich auf Informationen des Geheimdienstes bezieht. Zuvor verkündete bereits Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, den Ort eingenommen zu haben.
Die seit Monaten in dem Gebiet andauernden Gefechte sind besonders verlustreich für beide Seiten. Vor dem Krieg hatte Bachmut etwa 75.000 Einwohner, Krasna Hora rund 600. Die ukrainische Verteidigung soll laut britischem Geheimdienst anhalten. Der taktische russische Vorstoß südlich der Stadt sei demnach wahrscheinlich kaum vorangekommen.
Nördlich von Bachmut, im nächsten Brennpunkt-Sektor Kremina-Svatove, würden die russischen Streitkräfte kontinuierliche Offensivbemühungen unternehmen, jeder lokale Angriff sei jedoch zu klein, um einen bedeutenden Durchbruch zu erzielen. London vermutet, dass Russland einen Teil der Gewinne, den die ukrainischen Streitkräfte zwischen September und November erzielten, rückgängig machen will. Bislang soll sich der Erfolg in Grenzen halten: "Insgesamt deutet das derzeitige operative Bild darauf hin, dass die russischen Streitkräfte in den meisten Sektoren den Befehl zum Vormarsch erhalten, dass sie aber auf keiner Achse genügend offensive Kampfkraft gebündelt haben, um eine entscheidende Wirkung zu erzielen."
Hohe Verluste auf russischer Seite gemeldet
Die ukrainische Seite vermeldete in der letzten Zeit regelmäßig außergewöhnlich hohe Verluste auf russischer Seite. So sollen mehrfach um die 1000 russische Soldaten pro Tag in den Kampfgebieten gestorben sein, dazu eliminierten die Streitkräfte laut eigenen Angaben reihenweise militärisches Material wie Panzer oder Artillerie. Von unabhängiger Seite aus überprüfen lassen sich diese Informationen jedoch nicht. Die ukrainische Seite warnte kürzlich ihrerseits vor Munitionsengpässen durch den andauernden Druck der russischen Streitkräfte.
Präsident Wladimir Putin sende "Tausende und Abertausende weitere Truppen" und nehme dabei eine sehr hohe Zahl von Opfern in Kauf, sagte NATO-Generalsekretär Stoltenberg in Brüssel. Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) hält einen großangelegten und schnellen Verstoß für unwahrscheinlich, wenn Russland mobilisierte Soldaten als Ersatz für kampfgeschädigte Einheiten einsetzt. Die Mobilisierten hätten wahrscheinlich nur eine begrenzte Ausbildung erhalten, in der Einheit dürfte es an der nötigen Erfahrung und an Zusammenhalt fehlen, schreibt das ISW.
Quelle: ntv.de, rog