Politik

Attentat in Kabul Merkel: "Absolut niederträchtiger Anschlag"

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Bei den beiden Explosionen am Kabuler Flughafen geht Bundeskanzlerin Merkel von einem oder mehreren Selbstmordanschlägen aus. Nach dem Ende der deutschen Luftbrücke verspricht sie denjenigen, die es nicht rechtzeitig aus Afghanistan geschafft haben: "Wir werden sie nicht vergessen."

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit Entsetzen auf die Sprengstoffexplosionen vor dem Kabuler Flughafen reagiert. "Man geht davon aus, dass es ein Selbstmordanschlag oder mehrere Selbstmordanschläge gewesen sind", sagte Merkel zu Beginn einer Pressekonferenz mit den fünf führenden internationalen Wirtschafts- und Finanzorganisationen in Berlin.

Vor einem solchen Ereignis sei gewarnt worden, dass es nun eingetreten sei, sei eine "bedrückende Nachricht". Merkel sprach von einem "absolut niederträchtigen Anschlag in einer sehr, sehr angespannten Situation". Offenbar habe es auch US-Soldaten getroffen. "Wir sehen also an diesen Ereignissen des heutigen Nachmittags, dass das Risiko immens ist, und dass es eine sehr große Drucksituation ist", erklärte die Kanzlerin. "Wir wissen, dass das Zeitfenster sich schließt." Bei den beiden Explosionen am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul wurden wahrscheinlich Dutzende Menschen getötet, zudem gab es mehr als 100 Verletzte.

Merkel kündigte weitere Gespräche mit den Taliban und eine internationale Koordination nach dem Ende der Evakuierungen an. "Diejenigen, die mit der Luftbrücke nicht mehr in Sicherheit gebracht werden können, werden wir nicht vergessen, sondern wir werden uns weiter um ihre Ausreise bemühen", sagte sie.

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer gab indes bekannt, dass alle deutschen Soldaten aus Kabul ausgeflogen wurden. Der Abflug der Maschinen fand unmittelbar nach den zwei Anschlägen vor dem Flughafen statt. Die Flieger hätten sich zum Zeitpunkt der Anschläge in der Phase der Beladung befunden, sagte Kramp-Karrenbauer. Nach den Anschlägen seien Notfallpläne zum Einsatz gekommen. Bis auf zwei Soldaten, die sich noch im US-Teil des Flughafens befanden, hätten so alle deutschen Einsatzkräfte Kabul verlassen können. Sie seien mittlerweile in Taschkent gelandet.

Mehr als 5300 Menschen ausgeflogen

Die zwei verbliebenen Soldaten hätten nach den Explosionen Schutzräume aufgesucht, ihnen sei nichts geschehen, sagte die Ministerin. Sie seien wenig später von einem deutschen MedEvac-Flugzeug aufgenommen worden, das sich zur Unterstützung im Luftraum über Kabul befand. Auch diese beiden Soldaten hätten mittlerweile den afghanischen Luftraum verlassen und seien auf dem Weg nach Taschkent.

Kramp-Karrenbauer sprach von "feigen terroristischen Attentaten, die wir alle aufs Tiefste verurteilen". Zur Identität der Opfer gebe es noch keine Information. Die Anschläge haben laut Kramp-Karrenbauer deutlich gemacht, dass eine längere Operation nicht möglich ist.

Ihre Gedanken seien bei den Opfern der Anschläge, sagte Kramp-Karrenbauer. Bis zum letztmöglichen Moment hätten die deutschen Einsatzkräfte "dafür gesorgt, dass wir so viele Menschen wie möglich evakuieren konnten", betonte die Ministerin. In knapp zwei Wochen seien insgesamt 5347 Menschen ausgeflogen worden, darunter mehr als 4000 Afghanen.

Maas: Aktion geht in nächste Phase

Laut Außenminister Heiko Maas geht die Hilfsaktion für Menschen, die bislang nicht evakuiert werden konnten, nun in die nächste Phase. Sie sollen in Kooperation mit den Nachbarstaaten Pakistan, Tadschikistan, Usbekistan möglichst schnell Visa erhalten und damit nach Deutschland ausfliegen dürfen.

Für alle Ortskräfte, die bereits eine Zusage erhalten haben, soll die Ausreise weiter möglich sein. Zudem könnten weiterhin Gefährdungsanzeigen gestellt werden. Auch für andere besonders gefährdete Afghanen werde eine "Ausreiseperspektive" geschaffen. "Unsere Arbeit geht weiter, und zwar so lange, bis alle in Sicherheit sind, für die wir in Afghanistan Verantwortung tragen", sagte Maas. Für Sonntag kündigte er eine Reise in drei Nachbarländer Afghanistans an: Usbekistan, Pakistan und Tadschikistan.

Quelle: ntv.de, chf/dpa/AFP/DJ

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