Politik

Über Nacht geschlossen Neues Flüchtlingscamp auf Samos eröffnet

Doppelt umzäunt und nachts verschlossen: Kritiker sehen in dem neuen Flüchtlingscamp eine zusätzliche Entmenschlichung der Migranten.

Doppelt umzäunt und nachts verschlossen: Kritiker sehen in dem neuen Flüchtlingscamp eine zusätzliche Entmenschlichung der Migranten.

(Foto: REUTERS)

Bessere Ausstattung, mehr Sicherheit - aber nachts geschlossen und rund um die Uhr überwacht: Flüchtlinge auf Samos müssen in das erste von fünf geplanten neuen Flüchtlingszentren auf den griechischen Inseln ziehen. Die Regierung in Athen preist die Vorzüge, Flüchtlingsorganisationen sind entsetzt.

Auf der griechischen Insel Samos ist ein neues "geschlossenes" Flüchtlingslager für bis zu 3000 Menschen eröffnet worden. Das Camp ist mit Stacheldraht umzäunt und mit Überwachungskameras, Röntgenscannern und Magnettüren ausgestattet. Es verfügt zudem über ein Gefangenenlager und ist nur per elektronischem Chip zugänglich. Die Tore bleiben über Nacht geschlossen.

In dem neuen Lager ist Platz für bis zu 3000 Menschen.

In dem neuen Lager ist Platz für bis zu 3000 Menschen.

(Foto: REUTERS)

Das Lager auf Samos ist eines von fünf geplanten derartigen Camps auf den ägäischen Inseln Leros, Lesbos, Kos, Chios und Samos. Die EU hat dafür 276 Millionen Euro bereitgestellt. Das Camp auf Samos soll als Pilotprojekt für die Flüchtlingslager auf den anderen Inseln dienen.

Menschenrechtsgruppen kritisieren die neuen "geschlossenen" Flüchtlingslager. Die Beschränkungen für die Migranten seien zu hoch. Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen und Vertreter der Zivilgesellschaft hatten die EU und Griechenland im Vorfeld der Eröffnung aufgefordert, die Pläne zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Flüchtlinge fallenzulassen. Auch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zeigte sich besorgt.

Regierung hebt bessere Ausstattung hervor

Blick in eines der Schlafzimmer in dem Lager.

Blick in eines der Schlafzimmer in dem Lager.

(Foto: AP)

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit: "Millionen Euro wurden für den Bau einer Anlage ausgegeben, die mit Militärstacheldraht gesichert und überwacht wird." Und weiter: "All das, um Menschen festzuhalten, deren einziges 'Verbrechen' ist, dass sie Hilfe und Stabilität suchen." Es sei keine Frage, dass das neue Zentrum die Migranten nur zusätzlich entmenschlichen und marginalisieren werde.

Die griechische Regierung verweist dagegen auf eine bessere Ausstattung der Camps etwa mit fließendem Wasser, Toiletten, separaten Bereichen für Familien und höherer Sicherheit. Frühere Einrichtungen waren für ihre schlechten Zustände berüchtigt. Die Flüchtlinge des bisherigen Lagers auf Samos sollen am Montag in die neue Einrichtung umgesiedelt werden. Dem griechischen Einwanderungsministerium zufolge soll das alte Camp zum Monatsende geschlossen werden.

In Griechenland kommen besonders viele Flüchtlinge auf dem Weg in die EU an. 2015 baten dort mehr als eine Million Menschen um Asyl. Angesichts der Afghanistan-Krise wird erneut mit hohen Flüchtlingszahlen gerechnet.

Quelle: ntv.de, jog/AFP

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