Politik

Lage in Kabul "sehr schwierig" Noch mehr Menschen drängen zum Flughafen

Noch immer hoffen Tausende darauf, aus Kabul fliehen zu können.

Noch immer hoffen Tausende darauf, aus Kabul fliehen zu können.

(Foto: AP)

Die Lage am Flughafen von Kabul bleibt angespannt. Augenzeugen zufolge wächst die Menschenmenge noch weiter an. Schüsse fallen "praktisch durchgehend". Derzeit sind nur wenige Menschen an Bord der startenden Bundeswehr-Flugzeuge.

Am Flughafen in Kabul harren laut einem CNN-Bericht noch immer rund 14.000 Menschen aus. Ein Augenzeuge berichtete laut dpa von Tausenden Menschen, die die Eingänge belagerten. Der Augenzeuge hatte bereits den gesamten Freitag an einem Eingang verbracht. Als er am Samstagmorgen (Ortszeit) zurückkehrte, habe sich die Menschenmenge noch einmal verdoppelt.

Es fielen weiter praktisch durchgehend Schüsse. Am nördlichen Eingang habe es zudem Lautsprecherdurchsagen gegeben, dass das Gate nun zwei Tage geschlossen sei. Ein zweiter Augenzeuge sagte der dpa, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten befänden sich dort. Er habe Schauspieler in der Menge gesehen, bekannte Fernsehpersönlichkeiten, Jugendliche, Frauen mit neugeborenen Babys oder Menschen im Rollstuhl. Im Durcheinander rund um den Flughafen wurden seit Sonntag mindestens zwölf Menschen getötet, wie aus Nato- und Taliban-Kreisen verlautete.

Die Sicherheitslage bleibt äußerst angespannt. Der Zugang zum Flughafen sei aufgrund der gefährlichen Lage häufig nicht möglich, teilte das Auswärtige Amt in Berlin bei Twitter mit. "Nach unserem Kenntnisstand sind die Gates derzeit geschlossen." Auch die Bundeswehr schrieb bei Twitter von einer "momentan sehr schwierigen" Lage. Trotz der Situation sei geplant, die Evakuierungen auch am Samstag fortzusetzen, erklärte das Ministerium weiter. Weitere Maschinen der Bundeswehr, die Menschen aus der afghanischen Hauptstadt über die Luftbrücke ins usbekische Taschkent bringen sollen, seien im Einsatz.

Baby dem Vater übergeben

Bei den unter anderem mit A400M-Maschinen durchgeführten Evakuierungsflügen zwischen Kabul und Taschkent sind inzwischen mehr als 1800 Menschen aus Afghanistan gebracht worden. In der Nacht auf Samstag brachte die Bundeswehr in einem ersten Flug 172 und in einem weiteren 7 Menschen aus dem Land. Um 11.04 Uhr startete an diesem Samstag ein weiterer Flieger mit acht Schutzbedürftigen an Bord. Für Samstag sind laut Verteidigungsministerium bis zu sechs Evakuierungsflüge geplant. Es war allerdings zunächst unklar, wie Passagiere angesichts des weiter geschlossenen Zugangstores diese Flüge erreichen können.

Der US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz entwickelt sich derzeit zu einem Drehkreuz für Flüchtlinge aus Afghanistan, die von den USA ausgeflogen werden. Die Vereinigten Staaten haben dort inzwischen mehrere Hundert Evakuierte abgesetzt. Die ehemaligen Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien kommen zunächst in Flugzeughangars der Air Base unter. "Nach ihren Registrierungen und medizinischen Erstleistungen sollen sie in die USA geflogen werden", erklärte ein Sprecher. Dem Sprecher zufolge ist es vorerst nicht vorgesehen, dass die Afghanen das Militärgelände verlassen. Das Zeitfenster für weitere Evakuierungen aus Kabul wird immer kleiner. Die USA wollen eigentlich zum 31. August den Abzug ihrer Truppen abschließen.

Ein Baby, das am Flughafen über eine Mauer mit Stacheldraht hinweg an US-Soldaten übergeben wurde, ist nach einer medizinischen Behandlung wieder bei seinem Vater. Pentagon-Sprecher John Kirby äußerte sich am Freitag zu dem Vorfall, der auf einem Video festgehalten wurde und viel Mitgefühl auslöste. "Das Elternteil hat die Marineinfanteristen gebeten, sich um das Baby zu kümmern, weil das Baby krank war", sagte Kirby. Der US-Soldat habe das Kleinkind deswegen über die Mauer gezogen und zu einem norwegischen Krankenhaus auf dem Flughafengelände gebracht. Auf dem Video ist zu sehen, wie der Soldat das Baby an einen anderen Soldaten weiterreicht.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP/rts

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