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Auch Buchmacher sehen Trump vorn Nur einer ist ganz sicher, wer den Friedensnobelpreis bekommt

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US-Präsident Trump nimmt für sich in Anspruch, bereits mehrere Kriege beendet zu haben.

US-Präsident Trump nimmt für sich in Anspruch, bereits mehrere Kriege beendet zu haben.

(Foto: REUTERS)

Um 11 Uhr erfährt die Welt, wer dieses Jahr den Friedensnobelpreis bekommt. Donald Trump und sein Umfeld tun alles dafür, den US-Präsidenten zum Top-Favoriten zu machen. Auch bei den Wettbüros ist der selbst ernannte Friedensstifter hoch im Kurs. Experten sehen jedoch andere Personen und Organisationen vorn.

Noch weiß keiner, wer ihn bekommt, aber einer will ihn ganz besonders gerne haben: In der norwegischen Hauptstadt Oslo wird heute verkündet, wer den diesjährigen Friedensnobelpreis erhält. Um 11 Uhr wird das norwegische Nobelkomitee das Geheimnis lüften, wem es den renommiertesten politischen Preis diesmal zuspricht. Nominiert sind in diesem Jahr 338 Kandidaten, darunter 244 Einzelpersonen und 94 Organisationen.

Wer dazu gehört, wird in der Nobelwelt stets 50 Jahre lang geheim gehalten. Aber vor allem einer macht aus seinem Anspruch auf den Preis kein Hehl: Kurz nach der Bekanntgabe des Durchbruchs bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas zur Beendigung des Gaza-Kriegs hält sich US-Präsident Donald Trump mehr denn je für prädestiniert, auf ganz großer Bühne als Friedensstifter geehrt zu werden. Dabei ist völlig unklar, ob der von ihm präsentierte Friedensplan nachhaltige Wirkung entfalten wird.

Diesmal gibt es 52 Nominierte mehr als im Vorjahr. Damals wurde die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo ausgezeichnet. Die Organisation von Überlebenden der Atomwaffenabwürfe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki wurde damit für ihre Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt geehrt. Ihren Zielen versucht sie mithilfe von eindrücklichen Aussagen von Zeitzeugen Nachdruck zu verleihen.

Trump hat Netanjahu und AfD als Fürsprecher

Wohin der Nobelpreis diesmal vergeben wird, ist - auch wegen der vielen Krisenherde auf der Welt - kaum vorhersehbar. Trump selbst und einige seiner Getreuen betonten in den vergangenen Wochen immer wieder, dass er den Friedensnobelpreis verdient habe. Innerhalb von nur sieben Monaten habe er sieben Kriege beendet, hatte Trump etwa vor der UN-Vollversammlung in New York gesagt - wobei diese Darstellung mindestens umstritten ist. Trump ficht das nicht an: "Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte."

Auch für den außenpolitischen Sprecher der AfD, Markus Frohnmaier, darf es nur eine Wahl geben: Donald Trump. "Er hat sich den verdient. Es gibt kaum jemanden, der in den letzten Jahren innerhalb so kurzer Zeit so viele Probleme angepackt hat und teilweise dann auch tatsächlich zu Lösungen geführt hat wie Donald Trump", so Frohnmaier im Frühstart von RTL und ntv. Dass bislang nur ein Teil des 20-Punkte-Plans Trumps angegangen wurde, stört den AfD-Politiker nicht: "Es ist ein Anfang, der Hoffnung macht. Wir können zuversichtlich sein, dass es in die richtige Richtung geht."

Der angesprochene Durchbruch in Nahost dürfte Trump tatsächlich weiter bestärkt haben. Israels Präsident Isaac Herzog schrieb dazu am Donnerstag auf X: "Es besteht kein Zweifel, dass er dafür den Friedensnobelpreis verdient hat." Auch Regierungschef Benjamin Netanjahu forderte: "Gebt Donald Trump den Friedensnobelpreis - er hat ihn verdient!" Allerdings soll sich das Nobelkomitee bereits am Montag entschieden haben, wer den Preis erhält. Also noch bevor der aktuelle Gaza-Deal durch die Unterhändler von Israel und Hamas abgesegnet wurde.

Auch bei den Wettbüros zählt Trump zu den Topfavoriten - neben der syrischen Friedensaktivistin Abir Hadsch Ibrahim und der Witwe des in russischer Haft verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja. Eine Auszeichnung des US-Präsidenten dürfte viele überraschen: Kritiker halten Trump nicht nur vor, die regelbasierte internationale Zusammenarbeit auf Basis multilateraler Verträge, Abkommen und Werte zu untergraben, sondern mit seinem radikalen Vorgehen vielmehr neue Konfliktherde geschaffen und politische Tabubrüche salonfähig gemacht zu haben.

Sipri will Preis für "vergessene Friedensstifter"

Der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Karim Haggag, regte an, den Nobelpreis an lokale Aktivisten zu verleihen, die sich fernab der großen Weltöffentlichkeit unermüdlich um Vermittlung, Versöhnung und Friedensförderung bemühen. "Ich würde mich dafür aussprechen, den Preis an diejenigen zu vergeben, die ich als die vergessenen Friedensstifter vor Ort in den vergessenen Konflikten der Welt bezeichnen würde", sagte Haggag.

Die Direktorin des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Nina Græger, hat in diesem Jahr ausschließlich Organisationen und Institutionen auf ihrer Favoritenliste stehen. Darunter sind unter anderem das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ), das Freiwilligennetzwerk Emergency Response Rooms (ERR) im Sudan sowie der Internationale Gerichtshof (IGH) und der Internationale Strafgerichtshof (IStGH).

Mit der Auszeichnung des Friedensnobelpreisträgers erreicht die Woche der Nobelpreis-Bekanntgaben alljährlich ihren Höhepunkt. In den vergangenen Tagen wurden bereits die Preisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur verkündet. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften. Die Nobelpreise werden traditionell in Stockholm vergeben, die einzige Ausnahme bildet der Friedensnobelpreis in Oslo.

Auch in diesem Jahr sind die Nobelpreise erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert - umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro. Feierlich überreicht werden die prestigeträchtigen Auszeichnungen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).

Quelle: ntv.de, jog/dpa

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