Weder verwundet noch tot Nutzte Kadyrow Cousin nur für wirre Finte?
14.06.2023, 18:04 Uhr Artikel anhören
Delimchanow und Kadyrow in Grosny in Tschetschenien.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Moskau ist für die Streuung von Falschinformationen zur Täuschung des Gegners bekannt. Nun versucht sich offenbar auch Tschetscheniens Machthaber Kadyrow darin. Er teilt mit, sein Cousin sei im Kampf vermisst und bittet die Ukrainer um Hilfe. Wenig später soll alles nur eine Finte gewesen sein.
Entgegen früherer Aussagen ist der Cousin von Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow offenbar doch nicht in der Ukraine verschollen. Adam Delimchanow sei "nicht mal verletzt", schrieb der Chef der russischen Teilrepublik auf Telegram. Kadyrow fügte hinzu, er habe die Gerüchte über Delimchanows Verschwinden in erster Linie befeuert, um ukrainische Medien hereinzulegen.
Nur Stunden zuvor hatte Kadyrow über seinen Verwandten, der auch Abgeordneter im russischen Parlament ist, geschrieben: "Ich kann Adam Delimchanow einfach nicht finden. Er meldet sich nicht." Um Delimchanow zu finden, bat er gar den ukrainischen Geheimdienst um Hilfe. Außerdem schrieb der tschetschenische Kommandeur Apti Alaudinow, Kadyrow habe ihn beauftragt, Delimchanow "mit allen Mitteln" zu finden.
Bereits nach Kadyrows ersten Äußerungen hatte es aus Moskau widersprüchliche Angaben über Delimchanows Zustand gegeben. Ein Sprecher des russischen Parlaments teilte nämlich mit, der 53-Jährige sei gesund und wohlauf. "Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Er lebt und es geht ihm gut. Darüber hinaus wünscht er Ihnen allen gute Gesundheit", sagte Wjatscheslaw Wolodin, ein Sprecher der Duma, zu den Abgeordneten.
Die russische Nachrichtenagentur TASS zitierte einen tschetschenischen Befehlshaber mit den Worten, Delimchanow sei in Tschetschenien und nicht in der Ukraine. Berichte, wonach er unter Beschuss geraten sei, seien allesamt "Fälschungen". Dagegen meldete das russische Verteidigungsministerium, dass Delimchanow verletzt worden sei, lieferte jedoch keine weiteren Details.
Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Mit irreführenden und falschen Aussagen - vermutlich als Kriegsstrategie - fiel bisher etwa der Anführer der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, auf. Wie der Militärexperte und Oberst Markus Reisner gegenüber ntv.de erklärte, gibt es im Russischen gar einen Begriff für die Täuschung des anderen, nämlich "Maskirovka" (маскировка).
Kadyrows Aussage fällt augenscheinlich in diese Kategorie. Seine Kämpfer, die für ihre besondere Brutalität berüchtigt sind, wurden zuletzt insbesondere nach Marjinka verlegt. Die inzwischen weitgehend zerstörte Kleinstadt westlich von Donezk versuchen die russischen Truppen seit Monaten zu erobern.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa