"Nicht das Amerika, das wir wollen" Obama weist Trump zurecht
14.06.2016, 20:37 Uhr
Barack Obama hat die Nase voll - von den Auslassungen von Donald Trump.
(Foto: imago/UPI Photo)
US-Präsident Obama ist sichtlich genervt - von den Sprüchen von Donald Trump und dessen Rücktrittsforderung nach dem Massaker von Orlando. Nun kontert Obama die Vorwürfe und wirft Trump vor, das Land zu spalten.
US-Präsident Barack Obama hat dem voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Donald Trump, vorgeworfen, das Land zu spalten. Mit seinem fahrlässigen Gerede über einen Einreisestopp für Moslems und seiner Achtlosigkeit bringe Trump Amerikaner gegen Amerikaner auf, sagte ein deutlich erzürnter Obama in Washington.
Obama sagte: "Wenn wir alle Muslime über einen Kamm scheren, gehen wir denen auf den Leim, die einen Krieg zwischen dem Islam und dem Westen oder den USA wollen, dann erledigen wir die Arbeit der Terroristen." Zwar habe sich der Todesschütze von Orlando zum IS bekannt, sagte Obama. "Aber der Killer von Orlando war ein US-Bürger. Wollen wir jetzt deswegen alle Muslime wegen ihres Glaubens diskriminieren?"
"Dieses Land ist auf Freiheiten gegründet", sagte der Demokrat Obama weiter. "Wir haben keine Glaubenstests. Die Gründungsväter haben das nicht vorgesehen. Wir würden genau die Dinge verraten, die wir schützen wollen."
"Stimmen Republikaner mit ihm überein?"
Zu Trumps Auftreten und Rhetorik sagte der Präsident: "Das ist nicht das Amerika, das wir wollen. Das macht uns weniger sicher." Trump hatte nach dem Massaker von Orlando mit Dutzenden Toten seinen Vorschlag erneuert, Muslimen vorübergehend die Einreise in die USA zu verweigern. Er kündigte weiter an, bei einem Wahlsieg die Einreise aus allen Staaten zu stoppen, die unter Terrorverdacht stünden.
Obama fragte: "Stimmen die Republikaner wirklich mit ihm überein?" Obama verwies darauf, wie unterschiedlich das US-Militär besetzt sei, das "Dich und mich" beschütze, auch mit homosexuellen oder muslimischen Soldaten. "Das ist Amerika", sagte Obama. "Ein Team."
Der Präsident ging auch auf persönliche Angriffe Trumps ein. Er wehrte sich vehement gegen den Vorwurf, radikalen Islamismus nicht beim Namen nennen zu wollen. Wie er Terrorismus benenne, spiele keine Rolle, sagte Obama. "Was genau würde es bringen, den Islamischen Staat 'radikale Islamisten' zu nennen? Das soll das Problem sein? Würde das mehr Alliierte bringen, steckt eine Strategie dahinter?"
Leeres Geschwätz und Ablenkungsmanöver
Obama sagte, entsprechende Vorhalte Trumps seien leeres Geschwätz und ein politisches Ablenkungsmanöver. Worthülsen wie diese nicht zu benutzen, habe nichts mit "political correctness" zu tun, sagte der Präsident. "Glaubt wirklich irgendjemand, wir wüssten nicht, wen wir bekämpfen?", rief Obama. "Wir können ja die Tausenden Terroristen fragen, die wir von den Schlachtfeldern geholt haben."
Trump hatte nach dem Massaker von Orlando den Rücktritt Obamas gefordert, weil dieser sich weigere, den Ausdruck "islamischer Terrorismus" zu benutzen. Auf Twitter schrieb Trump: "Wird Präsident Obama endlich die Wörter radikaler islamischer Terrorismus verwenden? Wenn nicht, sollte er sofort unehrenhaft abtreten!" Auf einer Wahlkampfveranstaltung in New Hampshire sprach Trump dem Präsidenten jede Kompetenz im Umgang mit Migration ab: "Er weiß nicht, was er tut", sagte er Republikaner.
Obama hatte in seiner Rede an die Nation von einem "Akt des Terrorismus und des Hasses" gesprochen. Zudem zeigte er sich erneut frustriert über die Waffengesetze der USA. Der Präsident war im Verlaufe seiner achtjährigen Amtszeit mit mehreren Initiativen zur Verschärfung des Waffenrechts am Widerstand des Kongresses gescheitert. Trump lehnt jede Einschränkung des in der US-Verfassung verankerten Rechts auf Waffenbesitz ab. Der Republikaner wird im Wahlkampf von der mächtigen Waffenlobby National Rifle Association (NRA) unterstützt.
Quelle: ntv.de, mli/dpa