Politik

Präsidentschaftswahl in HondurasOppositionskandidat liegt überraschend vorn

27.11.2017, 18:10 Uhr
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Oppositionskandidat Salvador Nasralla könnte entgegen aller Prognosen neuer Präsident von Honduras werden. (Foto: picture alliance / Fernando Anto)

Amtsinhaber Hernández galt als klarer Favorit bei der honduranischen Präsidentenwahl. Doch erste Auszählungsergebnisse sehen seinen stärksten Rivalen vorn. Aufgeben will der bisherige Staatschef nicht.

Die Honduraner haben offenbar für einen politischen Wechsel gestimmt: Bei der Präsidentschaftswahl in dem mittelamerikanischen Land lag Oppositionskandidat Salvador Nasralla entgegen der Prognosen vor Amtsinhaber Juan Orlando Hernández. Der Kandidat des Oppositionsbündnis "Allianz gegen die Diktatur" kam nach Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen auf 45,17 Prozent, wie das Wahlamt mitteilte. Für Hernández stimmten 40,21 Prozent der Wähler. Der Kandidat der ultrakonservativen Partido Liberal, Luis Zelaya, kam auf 13,77 Prozent.

Präsident Hernández räumte seine Niederlage zunächst nicht ein. Die vorläufigen Ergebnisse spiegelten den tatsächlichen Wählerwillen nicht wider, sagt er im Morgengrauen. Er rief seine Anhänger allerdings zu Geduld und Besonnenheit auf. Es könnte bis Donnerstag dauern, bis das amtliche Endergebnis vorliegt.

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Der amtierende Präsident Hernández erklärt sich bereits vor einem offiziellen Wahlergebnis zum Sieger. (Foto: picture alliance / Rodrigo Abd/A)

Bereits in der Nacht hatten beide Kandidaten den Sieg für sich beansprucht. Salvador Nasralla rief seinen Wählern zu: "Ich bin der neue Präsident von Honduras." Hernández verkündete am Sonntag vor seinen Anhängern der konservativen Nationalpartei: "Wir haben diese Wahl gewonnen".

Der seit 2013 amtierende Hernández hatte erneut kandidiert, obwohl die Verfassung eine zweite Amtszeit verbietet. Doch ermöglichte der Oberste Gerichtshof des zentralamerikanischen Landes in einer umstrittenen Entscheidung eine neuerliche Kandidatur. Die Opposition hatte vor Wahlbetrug gewarnt. Nasralla und Luis Zelaya wollen eine Wiederwahl von Hernández nach eigenen Angaben nicht akzeptieren.

Herausforderungen für den Sieger

Der künftige Staatschef steht vor großen Herausforderungen: Mächtige Jugendbanden terrorisieren weite Teile des Landes und zwingen zahlreiche Honduraner zur Flucht in die USA. Mehr als 60 Prozent der Menschen gelten als arm, rund 38 Prozent leben sogar in extremer Armut. Zudem gehört Honduras zu den Ländern mit dem niedrigsten Bildungsniveau in Mittelamerika.

Seit seit Hernández seine erste Amtszeit antrat, hat sich an der Situation wenig geändert. Er habe nicht genug Zeit gehabt, sagte der 49-Jährige. Angesichts von Korruption, sozialer Ungleichheit und Gewaltwollen die Honduraner nun aber anscheinend einen Wechsel an der Staatsspitze. Oppositionskandidat Nasralla will den Zugang zur Bildung verbessern und setzt auf Prävention zur Eindämmung der Kriminalität.

Abgesehen vom Staatschef haben die Menschen in Honduras am Sonntag auch die 128 Abgeordneten des Parlaments und die Bürgermeister der 298 Gemeinden des Landes gewählt. Bei den Parlamentswahlen zeichnete sich ein Sieg der konservativen Nationalpartei ab. Die Partei von Präsident Hernández kam demnach auf fast 50 Prozent der Stimmen. Auf die linke Partei Libre entfielen rund 23 Prozent, die ultrakonservative Partido Liberal holte etwa 20 Prozent.

Quelle: hny/dpa/AFP

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