Südafrikas Regierungspartei Ramaphosa ist neuer ANC-Chef
18.12.2017, 19:46 Uhr
Cyril Ramaphosa hat nun gute Chancen, Südafrikas neuer Präsident zu werden.
(Foto: AP)
Beim ANC-Parteitag in Johannesburg wählen die Delegierten den bisherigen Vizepräsidenten zu ihrem neuen Parteichef - und machen Cyril Ramaphosa damit zum Favoriten auf das Präsidentenamt. Für Südafrikas Staatschef Jacob Zuma könnte das zum Problem werden.
In Südafrika haben Delegierte der Regierungspartei ANC Vizepräsident Cyril Ramaphosa mit knappem Vorsprung zum Vorsitzenden gewählt. Damit wird der 65-Jährige aller Voraussicht nach auch für den ANC als aussichtsreichster Kandidat bei der Präsidentschaftswahl 2019 antreten. 2440 Delegierte stimmten für Ramaphosa, der seine Rivalin Nkosazana Dlamini-Zuma - die Ex-Frau des gegenwärtigen Staatschefs Jacob Zuma - auf den zweiten Platz verwies, wie eine Sprecherin der Wahlkommission erklärte. Dlamini-Zuma bekam 2261 Stimmen. Die Wahl hatte sich seit Samstag mehrfach verzögert.
Ramaphosa gilt als wirtschaftsfreundlicher und pragmatischer Politiker. Der einstige Gewerkschaftsführer ging in den 1990er Jahren nach dem Ende des rassistischen Apartheid-Regimes in die Politik und wurde bald unter Präsident Nelson Mandela ANC-Generalsekretär. Wenige Jahre später wechselte er in die Wirtschaft und wurde unter anderem mit Investitionen im Bergbausektor zum Multimillionär. Seit 2014 dient er unter Staatschef Zuma als Vizepräsident.
Viele Parteitagsdelegierte hatten sich für ihn ausgesprochen, um sich von der von Korruptionsskandalen überschatteten Präsidentschaft Zumas zu distanzieren. Der 75-jährige Zuma ist wegen zahlreicher Korruptionsaffären und der ihm zugeschriebenen Veruntreuung öffentlicher Gelder auch innerhalb der eigenen Partei stark unter Druck.
Dlamini-Zuma - eine Marionette?
Der Staatschef unterstützte hingegen relativ offen seine Ex-Frau, eine frühere Ministerin und Chefin der Kommission der Afrikanischen Union. Die 68-jährige Dlamini-Zuma hatte versprochen, sich mehr für die schwarze Mehrheit im Land einzusetzen. Diese lebt zu einem großen Teil auch ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der Apartheid noch in Armut. Gegner werfen ihr dagegen vor, dass ihr Ex-Mann sie als "Marionette" benutze und dass sie ihm zu strafrechtlicher Immunität verhelfen wolle.
Zuma war bislang auch Parteivorsitzender. Er kandidierte nicht erneut, will jedoch bis 2019 Staatschef bleiben. Es wird erwartet, dass der ANC dann wieder eine Mehrheit erreichen wird. 2014 gewann der ANC rund 62 Prozent der Stimmen. Der Parteitag des ANC (Afrikanischer Nationalkongress) dauert noch bis Mittwoch.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP