Popow kritisierte Militärführung Russischer Ex-Armeechef wegen Betrugsvorwürfen verhaftet
21.05.2024, 18:49 Uhr Artikel anhören
Popow befehligte bis zum Sommer 2023 die 58. Armee der russischen Streitkräfte.
(Foto: Russisches Verteidigungsministerium)
Wegen Kritik an der obersten Militärführung verlor der russische General Popow im vergangenen Sommer seinen Posten. Nun ermitteln die Behörden gegen den 49-Jährigen wegen Betrugs. Der Anwalt des Offiziers weist die Anschuldigungen zurück.
Der wegen seiner Kritik am Militäreinsatz in der Ukraine entlassene russische Generalmajor Iwan Popow ist nach Medienberichten wegen Betrugsverdachts festgenommen worden. Ein Militärgericht habe eine zweimonatige Untersuchungshaft für Popow angeordnet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Er sei bereits am Freitag wegen des Verdachts auf "Betrug im großen Stil" festgenommen worden, zitierte die ebenfalls staatliche Nachrichtenagentur Tass das Moskauer Gericht. Nach dem entsprechenden Artikel des Strafgesetzbuches drohen Popow zehn Jahre Haft.
Nach Angaben des prorussischen Militärblogs Dwa Majora wird Popow vorgeworfen, Hilfsgüter für seine Armee im Wert von 100 Millionen Rubel, umgerechnet rund eine Million Euro, zweckentfremdet und verkauft zu haben. Popows Anwalt wies die Vorwürfe zurück. Das Vermögen des Offiziers habe nicht einmal annähernd die Größenordnung der in den Blogs genannten Summen, sagte der Jurist. Die Verteidigung plädiert auf einen Freispruch.
Der 49-jährige Popow war bis zum Sommer 2023 Kommandeur der russischen 58. Armee. Der Großverband war maßgeblich an der Besetzung der Hafenstadt Mariupol beteiligt und stand im vergangenen Sommer im Gebiet Saporischschja, als die Ukraine dort ihre Gegenoffensive startete. Popow kritisierte nach hohen Verlusten die Kriegsführung Moskaus und forderte unter anderem eine Rotation der Kampfeinheiten. Generalstabschef Wladimir Gerassimow soll den bei seinen Untergebenen geschätzten Kommandeur daraufhin als "Panikmacher" bezeichnet haben.
In einer Audiobotschaft, die weite Kreise zog, sprach Popow von "massenhaften Toten und Verletzten" unter russischen Soldaten. Er kritisierte, dass es der russischen Armee an geeigneten Waffensystemen und Aufklärungsmöglichkeiten fehle und gab an, entlassen worden zu sein, nachdem er die obersten Befehlshaber des Verrats an den Soldaten beschuldigt hatte.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP/dpa