1260 Militärobjekte beschossen Russland: Dutzende Luftangriffe in Ostukraine
19.04.2022, 13:29 Uhr
Russlands Luftstreitkräfte und Artillerie beschießen seit Montag nach eigenen Angaben Hunderte Militärobjekte in der Ukraine, darunter Raketen-Lager und ein Kampfflugzeug. Die Stadt Kreminna ist inzwischen offenbar unter russischer Kontrolle.
Russische Streitkräfte haben in der Nacht nach eigenen Angaben Dutzende Luftangriffe in der Ostukraine geflogen. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass "hochpräzise luftgestützte Raketen" 13 ukrainische Stellungen in Teilen des Donbass getroffen hätten, darunter die wichtige Stadt Slowjansk. Bei weiteren Luftangriffen seien "60 militärische Einrichtungen der Ukraine" getroffen worden.
Darunter seien zwei ukrainische Lager für "Totschka-U"-Raketen südöstlich der umkämpften Stadt Charkiw gewesen, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Südwestlich von Charkiw sei ein ukrainisches Kampfflugzeug vom Typ MIG-29 abgeschossen worden. Mit Artillerie seien im Laufe der Nacht insgesamt 1260 Militärobjekte in der Ukraine beschossen worden. Von unabhängiger Seite ließen sich die Angaben zunächst nicht überprüfen.
Nach Angaben der örtlichen Behörden übernahmen russische Truppen die Kontrolle über Kreminna. Die Stadt mit ursprünglich mehr als 18.000 Einwohnern sei von allen Seiten angegriffen worden, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gaidai. Die ukrainischen Streitkräfte hätten sich zurückziehen müssen und würden nun neue Stellungen beziehen, um ihren Kampf fortzusetzen. Es sei unmöglich, die Zahl der Todesopfer unter der Zivilbevölkerung zu beziffern. Nach offizieller Zählung seien es rund 200, aber tatsächlich seien es viel mehr, sagt Gaidai, ohne zu erklären, über welchen Zeitraum er in diesem Zusammenhang spricht.
Russland: Befreien Ostukraine
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu bekräftigte das militärische Ziel seines Landes, die Ostukraine "befreien" zu wollen. "Wir setzen unseren Plan zur Befreiung der Volksrepubliken Donezk und Luhansk schrittweise um", sagte Sergej Schoigu mit Blick auf die Separatisten-Gebiete, die Moskau als unabhängige Staaten anerkannt hat. Er warf Washington und seinen Verbündeten vor, den Militäreinsatz durch ihre Waffenlieferungen an die Ukraine "in die Länge zu ziehen".
Die russische Armee hatte zuvor im Osten der Ukraine nach Angaben aus Kiew den erwarteten Großangriff gestartet. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Montagabend gesagt, die russischen Truppen hätten die lange vorbereitete Schlacht um den Donbass begonnen.
Der Gouverneur von Luhansk sprach angesichts der verstärkten russischen Angriffe am Vormittag von einer "schwierigen Situation". "Unsere Verteidiger halten die Verteidigungslinie", sagte er im ukrainischen Fernsehen. Angriffe bei Rubischne und Popasna seien zurückgeschlagen worden. Gleichzeitig rief er die verbliebenen Einwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die Behörden versuchen, Busse zu organisieren, die die Menschen zu Zügen für die Evakuierung gefährdeter Orte bringen. Es sollen noch etwa 70.000 Menschen in dem Gebiet ausharren, das von der Regierung kontrolliert wird.
Quelle: ntv.de, chl/dpa/AFP/rts